19. (14. außerordentliche) Versammlung des XVIII. Vereinsjahres.
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den verdienstvollen Männern, die der Residenz des aufstrebenden branden- burgisch-preußisclien Staates eine neue glänzende Entwickelung gaben.*)
Nunmehr wendeten die Versammelten sieb dem bedeutendsten unter den Denkmälern der Kirche zu, dem bewundernswerten Marmorgrabmal des Grafen von der Mark, das in einer besonderen Apsis aufgestellt ist.
Der Graf von der Mark war ein im Alter von neun Jahren 1787 gestorbener Sohn des Königs Friedrich AVilhelm II. aus morganatischer Ehe mit der Gräfin Lichtenau. Der damalige Hofbildhauer Taßaert hatte den Auftrag zur Herstellung des Denkmals erhalten, starb aber über dem Beginn seiner Arbeit. Die Ausführung des kostbaren Werkes wurde Johann Gottfried Schadow übergeben. Er hielt sich jedoch nicht an den im hergebrachten französischen Geschmack gemachten Entwurf seines Vorgängers; der damals noch jugendliche Meister schuf vielmehr seinem Genius folgend ein aus seinem eigenen gesunden Empfinden hervorgehendes Werk, durch das er einer der hervorragendsten Begründer der heutigen deutschen Bildnerkunst geworden ist.**)
Auf einem marmornen Sarkophag ruht die liebliche Gestalt des schlummernden Knaben; die Brust scheint noch atmend, das Schwert ist der Hand entsunken, zu seinem Haupte liegt der Helm. Der Sarg in antiker Form ruht frei auf leichten Füßen. Die halberhabene Arbeit darauf ist aus karrarischem Marmor inkrustiert und stellt den Augenblick dar, wo Minerva den Knaben in ihren Unterricht nehmen will, Saturnus aber ihn hinwegreißt und ihn in die Unterwelt weist. In einer halbkreisförmigen Nische an der Wand, die hinter dem Grabmal aufsteigt, fronen groß und ruhig die Schicksalsgöttinnen, den Augenblick darstellend, wo trotz der wehrenden Hand der Spinnerin der Faden des jungen Lebens nach unergründlichem Verhängnis reißt. — Eine Tafel von schwarzem Marmor, um die eine Guirlande sich legt, trägt die lateinische Inschrift, in der der Knabe bezeichnet wird als „Paternis prosecutus lacrimis, egregiis virtutibus ornatus“. — Das Denkmal steht fast genau über dem noch vorhandenen Grabgewölbe des jungen Grafen.
Nachdem auf der Orgel das Largo von Händel verklungen war, folgte die Versammlung dem Pfarrer Vogel noch auf den die Kirche umgebenden alten Friedhof.
Es wurde dort das am Eingang stehende Grabdenkmal des Kaiserlich-russischen Generalstabsobersten Constaritin von Sturdza besichtigt: f 15. Februar 1806. Das Grabmal, das aus einem halbkreisförmigen Stein
*) Allgemeine deutsche Biographie, herausgegeben durch die historische Kommission bei der Königlichen Akademie der Wissenschaften. Leipzig, Dunker & Humblot. 1883.
**) W. Lübcke’s Grundriß der Kunstgeschichte. — H. Knackfuß’ deutsche Kunstgeschichte, II. Band.