Heft 
(1911) 19
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20. (6. ordentliche) Versammlung' des XVIII. Vereinsjahres.

Wenn der kürzlich verstorbene Historiker Lorenz mehr Achtung vor den Müttern in der Geschichte gefordert hat und es beklagt, daß sie in der Geschichtsschreibung zu wenig Berücksichtigung fänden, so trifft dies bei Luise Wilhelmine von Bismarck geh. Mencken, der Frau, welche der deutschen Nation ihren größten Staatsmann gab, auch zu. Lange hat sie mehr im Schatten gestanden, als ihrer natürlichen und geistigen Bedeutung im Leben ihres Sohnes zukommt. Dr. Conrad Müller hat nun diese Lücke auszufüllen gesucht und durch fleißige Forschungen in Archiven sowie in der bisher erschienenen Literatur uns das Lebensbild dieser Frau gezeichnet. Vor allem haben ihm hierbei die bisher unbekannten Schätze der Familie Mencken sowie Chronikaufzeichnungen, Dokumente usw. unschätzbare Dienste geleistet. Der zunächst erschienene 1. Band bringt dieErinne­rungen an die Großeltern in Helmstedt und an die Jugendzeit in Potsdam bis zu der Vermählung nach Schönhausen. Wir werden hierin auf ganz neue Spuren geführt, die bisher weiteren Kreisen so gut wie unbekannt waren.

Der Ausstattung des Werkes ist, wie vorangedeutet, ganz besondere Sorgfalt gewidmet. Eine größere Anzahl künstlerischer Lichtdrucke und Autotypien, z. T. auf Grund von Eigenaufnahmen angefertigt, ältere Stiche aus verschiedenen Museen, Familiengemälde usw., sowie ein farbiger Stamm­baum des Menckenschen Geschlechtes sind nebst Faksimiles von Original­briefen dem Buche beigegeben.

Im ganzen wird das Werk eine neue Bestätigung der alten Wahrheit bringen, daß die Männer, welche der Menschheit Großes gegeben und Großes für sie gewagt haben, ihren Müttern oder Großmüttern, was ihre geistige Veranlagung betrifft, besonders viel zu verdanken pflegen. Das ist schon oft gesagt worden, z. B. auch von Schopenhauer und Novalis, und gilt nicht nur von den religiösen Geistern und Dichtermüttern, obwohl hier die weiche Natur des Weibes mit ihrer Gemütsinnigkeit, Schönheitsliebe, Glaubenstiefe, romantischer Gedankenrichtung den mütterlichen Erbschaften einen be­sonderen Einschlag verleiht, sondern auch von den härter gestalteten Gelehrten, Volksführern, Staatsmännern, Fürsten. Wer hätte z. B. bei Friedrich dem Großen, dem Philosophen von Sanssouci, jemals den Rück­blick auf seine Mutter und seine Großmutter, die geistvolle Sophie Charlotte, die Philosophin von Lietzenburg vergessen?

Der Inhalt umfaßt Folgendes: Das Stammland Oldenburg Die An­fänge des Geschlechts Mencke Eilhard Mencke Hans und Helmrich II.

Wappen und Name Die Verpflanzung nach Leipzig Otto III. Mencke und seine Erben Johann Burkhard Mencke Lüder Mencke

Gottfried Ludwig I. Mencke Die Stadt Helmstedt Die Julia Caro­lina Braunschweig im 18. Jahrhundert Gottfried Ludwig II. Mencke(n)

Die Familie Witten Anastasius Ludwig Mencken auf der Akademie

Die Flucht nach Berlin Bei der Gesandtschaft in Schweden Im