Heft 
(1911) 19
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20. (6. ordentliche) Versammlung des XVIII. Vereinsjahres.

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Schichten auf den Tafelbildern des Marco Basaiti, die ich von den ober- italienischen Meistern um 1500 aus meinem Vergleichsmaterial herausgreife sowie auch der blauen Schicht der Gewandteile von Holzfiguren der vor­hergehenden Epochen. Das Braun des Haares stellt eine verhältnismäßig dicke Schicht vor, die bei auffallendem Licht tiefbraun aussieht, bei durch­fallendem Licht aber hell rötlichbraune bis goldgelbe Farbe besitzt. Der Zusammensetzung dieser Farbschicht nach handelt es sich um die im Mittel- alter in der Malerei, besonders der Tempera viel verwendete Flechtenart der Orseille (Roccella).

Die in der beschriebenen Malerei zutage tretende Technik läßt er­kennen, daß der Autor der Büste ein ebenso technisch geschulter Maler als guter Bildhauer gewesen sein muß. Wie die auf der Büste zur An­wendung gelangte Maltechnik, die Schichtung der Farbenlagen, das für die Renaissancekunst charakteristische durchscheinende Medium usw., so sind auch einzelne der verwendeten Materialien in den letzten anderthalb Jahrhunderten in der Malkunst meines Wissens nich mehr verwandt worden. So legt die Malerei auf der Büste, auch unter der dicken Schmutzkruste, welche sie bedeckt, noch heute Zeugnis ab für die Kunst des alten Meisters, der sie geschaffen hat.

Daß die Italiener, besonders aber die Engländer uns den Erwerb dieses Hauptstücks nicht gönnen, wundert mich als langjährigen Museums­beamten, der Neid und Mißgunst auf dem Kunst- und Antiquitätenmarkt nur zu sattsam kennen gelernt hat, keinen Augenblick, gönnen wir den Nörglern und Neidern ihr kleinliches Vergnügen und lassen wir uns durch sie den Besitz des neuen Prachtstücks unserer heimatlichen Kunstmuseen nicht verleiden.

XI. Das alte Berlin. Neue Folge in 36 Blatt nach Photo­graphien aus den letzten 5 Jahrzehnten aufgenommen und ver­legt von F. Albert Schwartz (Inhaber unser Mitglied Albert Schwartz).

Für den sehr billigen Preis von 3,50 Mk. werden hier viele vortreff­liche Abbildungen geboten, nach eigenen, sonst kaum mehr auftreibbaren Originalaufnahmen. Ich kann diese Serie nur unseren Mitgliedern und Freunden zur Anschaffung auf das wärmste empfehlen.

XII. Nachtrag zu Abteilung D. U. M. Herr August Foerster sendet uns folgendes ein:

Die erste Prähistorische Fachsitzung der Berliner Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte in diesem Winter fand am 7. ds. Mts. unter Vorsitz von Professor Dr. Olshausen statt. Es sprach als Erster Herr H. Grosse über den Rundwall von Möllendorf im Kreise Luckau, den er aufs eingehendste" durch Grabungen untersucht hat, Auch schon früher sind Untersuchungen in dieser Art angestellt worden. Man hat sich aber damit-begnügt, bis zu den Erdschichten hinabzugehen, die