Heft 
(1911) 19
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20 (6. ordentliche) Versammlung den XVIII. Vereinsjahres.

dem gewachsenen Boden der nächsten Umgebung entsprachen, und scheint angenommen zu haben, daß der Rundwall ohne jegliche tiefere Gründung auf den aus Wiesenerde bestehenden Boden aufgeschüttet worden war, und es sich deshalb erübrige, tiefer zu graben, da es nicht wahrscheinlich dünkte, im tieferen Grunde etwas zu finden. In der Tat bildet der Rund­wall ein sehr schlichtes W r erk aus Menschenhand. Jene frühere Grabung hat ihn, wie die erste, von dem Vortragenden unter Zustimmung der Ge­meinde Möllendorf ausgeführte oberflächliche Grabung auf einer Schicht Wiesenerde von 57 cm Stärke stehend gezeigt, worauf eine Lehmschicht von 2 m Stärke in der ganzen Ausdehnung des Walles gebracht war, welche dem in Höhe einer Brustwehr gleichfalls aus Lehm oder Ton auf­geschütteten ringförmigen Damm als Grundlage diente. Da sich in der untersten Schicht außer der Wiesenerde der Nachbarschaft auch Kohle und Stücke gebrannten Lehms vorfanden, nahm Herr Grosse Anlaß zu einer tieferen Grabuug, die zunächst zur Auffindung eines größeren Stein­fragments mit zwei abgeriebenen Flächen führte, das sich als das Bruch­stück eines Mühlsteins erwies. Bei weiterem Graben fand sich eine Höhlung von 2 m Durchmesser und 1 1 js m Tiefe und in dieser noch 3 weitere Mühlsteine und ein offenbar zu ihnen gehöriger runder, tönerner Hohltrog, Bruchstücke von Gefäßen viele kleine Scherben, ein weißer Ton­klumpen, eine ganz verrostete kugelige Eisenmasse von 32 cm Durch­messer, 2 kleine runde Steine und viele Knochen. An der Unterseite eines flachen Steines zeigte sich Kohle angebacken. Es entsteht die Frage: welche Schlüsse sind aus diesem Befund der Ausgrabung zu ziehen, welcher Zeit gehören diese Dinge an? Hierfür bieten die aus Porphyr bestehenden Mühlsteine und die Beschaffenheit der tönernen Scherben einen gewissen Anhalt. Der Porphyr ist dem Porphyr aus den nächsten Fundorten dieses Gesteins nicht entfernt ähnlich, er wurde also von weither gebracht, mithin bei seiner Schwere wohl zu Schiff auf der von Möllendorf nicht alzufernen Elster, folglich zu einer Zeit, wo solche Schiffsverbindungen schon bestanden. Alle Fundgegenstände zusammen betrachtet, scheint der Ort die Werkstätte eines Töpfers, scheinen die Mühlsteine zum Vermahlen und Vermischen von Mineral, Ton oder der­gleichen bestimmt gewesen zu sein. Die Tonscherben deuten in ihrer Struktur auf Scheibenarbeit, in ihrer Masse auf die Zeit der Entwicklung des Steingutes; Vorgefundene kleine Geräte aus Knochen zeigen auffällige Ähnlichkeit mit gegenwärtig noch benutztem Töpfergerät. Man wird daher kaum fehlgehen, wenn man zum mindesten die Benutzung des Ringwalles zu Zwecken, wie die Funde sie erläutern, in das frühe Mittelalter verlegt. Leider will die Gemeinde den Burgwall abtragen, ich habe daher, Ihr Einverständnis voraussetzend, mich an unseren Herrn Provinzial­konservator Goecke mit dem Ersuchen gewendet, der Zerstörung von Amtswegen entgegen zu treten.