Heft 
(1911) 19
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21. (7. ordentliche) Versammlung des XVIII. Vereinsjahreg.

monumentalen Gebäude in erster Linie bestimmend. Da die Strombehörden wesentliche Zugeständnisse hinsichtlich der Durchfahrtshöhen der Brücke machten, wurde es möglich bei der Überwölbung der Mittelöffnung das Brückenbild so zu gestalten, wie es Schinkel vorgeschwebt hat. Die jetzigen Gewölbestirnen, die Geländer und Postamente müssen zwar etwas angehoben werden, bleiben aber in ihrer äußeren Erscheinung ungeändert. Ein Anheben der Straße wird ganz vermieden.

VIII. Der Architektenverein und die Königskolonnaden. Nach dem von uns gemeldeten Beschluß der letzten Versammlung im Architektenverein ist jetzt folgende Petition an den Polizeipräsidenten ab­gesandt worden:Die Nachricht, daß durch den bevorstehenden Neubau eines Warenhauses der Bestand der Königskolonnaden gefährdet sei, hat in allen Kreisen, denen die Erhaltung dieses geschichtlich und künstlerisch wertvollen Baudenkmals am Herzen liegt, lebhafte Beunruhigung hervor­gerufen. Auch unser Verein hat sich in zwei Sitzungen mit dieser Ange­legenheit befaßt und nach voller Würdigung aller, auch der gegen die dauernde Belassung der Kolonnaden an ihrer alten Stelle sprechenden Umstände mit großer Mehrheit den Unterzeichneten Vorstand beauftragt, mit allem Nachdruck für die unveränderte Belassung der Kolonnaden an ihrer jetzigen Stelle bei den zuständigen Behörden vorstellig zu weiden. Indem wir uns beehren, Euerer Hochwohlgeboren diesen Beschluß er­gebenst mitzuteilen, dürfen wir noch der Hoffnung Ausdruck geben, daß es Euerer Hochwohlgeboren gelingen wird, dem etwa beabsichtigten Neubau in der Nachbarschaft .der Kolonnaden durch geignete polizeiliche Auflagen eine solche Form zu verschaffen, daß eine neue Schädigung des durch seine jetzige Umgebung ohnehin stark beeinträchtigten Baudenkmals vermieden wird. In gleichem Sinne ist die König!. Ministerial-Baukommission als Vertreterin der Eigentümerin der Kolonnaden und der Magistrat als Exekutive des Ortsstatuts gebeten worden, die Bestrebungen des Vereins zu unterstützen.

Wie ich schon in voriger Sitzung mitteilte, scheint das Schicksal der Königskolonnaden von oben her bestimmt zu sein und ist nur noch zu hoffen, daß sie möglichst glücklich in dem von der Stadt Berlin er­worbenen ehemaligen Botanischen Garten an der Potsdamer Straße wieder aufgerichtet werden mögen.

IX. Der Kampf um die alten Bauwerke Berlins. Auf Wunsch des Berliner Lokal-Anzeigers habe ich mich über dies gerade jetzt aktuelle Thema in den nachfolgenden drei Aufsätzen am 19. Dezember v. J. bzw. 1. und 4. d. M. wie folgt geäußert.

A. Einleitung.

Das Gerücht, daß die Königs-Kolonnaden beseitigt werden sollen, hat die Öffentlichkeit nicht mit Unrecht erregt und ladet von selbst dazu ein,