Heft 
(1911) 19
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21. (7. ordentliche) Versammlung des XVIII. Vereinsjahres.

schönste der drei friderizianischen Kolonnaden, und der dahinter belegene Platz ehrenhalber Gontard-Platz benannt worden.

Sollten, aller dieser Erwägungen unerachtet, die Gontardschen Kolon­naden weichen müssen, so wäre die geeignetste Stelle ganz in der Nähe auf dem Platz vor der Marienkirche zu finden. Dies ansehnliche Gottes­haus ist für einen großen Platz vom Erbauer nicht berechnet und liegt jetzt infolge Aufhöhung der Kaiser-Wilhelm-Straße und des Neuen Markts wenig glücklich in einer Vertiefung, welche durch die neue Gartenanlage nach dem genannten Markt zu nur unvollkommen ausgeglichen wird. In der Klosterstraße, vor der ebenfalls tief versenkt liegenden Klosterkirche hat man sich durch den Kolonnadenvorbau an der erwähnten Straße vor­züglich geholfen. Auf Antrag der Stadtbauräte Blankenstein und Hobreckt schlug der Magistrat, als die Marienkirche freigelegt wurde, in ganz richtiger ästhetischer Empfindung bezüglich der Marienkirche ebenfalls deren Ein­fassung durch einen Säulengang vor, der etwa 60- bis 80000 Mark gekostet haben würde. Leider lehnte hauptsächlich wegen dieser relativ unbedeuten­den Kosten die Stadtverordneten-Versammlung das Projekt ab. Eine solche offene Säulenhalle mit Verwendung der Königskolonnade würde auch den in der Gegend vor der Kirche überaus schwachen Verkehr nicht stören, und bei Sonnenschein wie Regen eine angenehme Promenade bilden. Auch die Stilverschiedenheit würde um so weniger hindern, als die Marienkirche mit ihrem Turm in grundverschiedenen Bau- und Stilformen gehalten ist.

Auch bezüglich der Spittel- und Mohrenkolonnade sind schon, glück­licherweise vorläufig wieder zurückgestellte Abbruchgelüste kundgegeben worden.

Betreffs der Mohrenkolonnade, nördliche Seite wo die anstoßenden Grundstücke der Stadt gehörten, ist erst vor wenigen Jahren eine be­friedigende bauliche Ausnutzung hergestellt worden, ohne daß es notwendig war, die interessante Säulenhalle zu beeinträchtigen.

In der benachbarten Klosterstraße werden, man kann sagen ab und zu, die drei ansehnlichen Gebäude bedroht, in welchen der Staat das Katasteramt, das Gewerbesteuer-Bureau, das Hygiene- und das Volkskunde- Museum untergebracht hat. Hindernd ist hier glücklicherweise der Umstand, daß der fiskalische Geldmangel die Fertigstellung der mancherlei Museums­bauten verzögert, zu denen auch ein eigenes neues Volkskunde-Museum gehört, die auf Grund und Boden der Domäne Dahlem geplant sind. Das Innere der genannten Gebäude birgt schöne Plafonds; Werke der Malerei und Bildnerei. Siegreich behauptet hat sich, obwohl ebenfalls im Laufe des verflossenen Jahrhunderts wiederholt bedroht, gegenüber das alte Lagerhaus, das wechselvolle Schicksale bis heut gehabt hat. Rechnet man die Gebäude des Berlinischen Gymnasiums, die französische uud die Parochial-Kirche und mehrere alte Privathäuser hinzu, so bietet die Kloster­straße in ihrer vornehmen Ruhe und Stattlichkeit namentlich zwischen der