Heft 
(1911) 19
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21. (7. ordentliche) Versammlung des XVIII. Vereinsjahres.

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Köllig- und Stralauer Straße wo das wuchtige neue Stadthaus einen im­ponierenden Abschluß bildet, noch immer ein herzerfreuendes Bild mit Anklängen aus dem mittelalterlichen und friderizianischen Berlin.

{' Ehe wir das älteste Berlin verlassen, richten wir noch einen Blick auf den fiskalischen Gebäudekomplex am Molkenmarkt, wo die Stadtvogtei nebst dem alten Kriminalgericht mit dem Prangertisch, das Polizei-Präsidium und einzelne städtische Aemter (Stadtausschuß) in buntem Wechsel unter­gebracht waren. Höchst malerisch und im Innern schöne Gewölbekonstruk­tionen auf weisend, sind diese Gebäude mitsamt dem angrenzenden Krögel, zum großen Schmerz der Maler und Photographen, sobald das neue Roland­ufer entsteht und bis zu dem neuen städt. Gasverwaltungsbau an~der Waisenbrücke durchgeführt wird, rettungslos dem Untergang geweiht, zumal die neueste Baufluchtlinie am Krögel diese Straße sperrt und preisgibt. An der Stralauer Straße, deren unnütze Verbreiterung mit Rücksicht auf das Rolandufer abgelehnt ward, ist mit Ausnahme des tiefen Landreschen Brauereigrundstücks nicht mehr viel zu retten, aber in der Kleinen Stralauer Straße möchten wir auf das interessante kleine Haus Nr. 4, das die Jahres­zahl 1768 zeigt und der Erhaltung wert ist, aufmerksam machen. ^Gegen­über in einem Sehr alten, unscheinbaren Hause ist die originelle Wirtschaft Zum Padden-Wirt, daran erinnernd, daß die früher geneigt zur Spree verlaufende und deshalb dort mitunter vomgr ünen Jäger (volkstümlich Padde ) belebte Straße einstmalsPaddengasse und der Festungsturm in der NähePaddenturm hieß.^J

In dem Stadtteil des alten Kölln wäre noch das von mir bei einer Schilderung der alten Häuser Berlins imBerl. Lokal-Anzeiger beschriebene kleine Haus Ecke der Fischer- und der Köllnischen Straße zu erwähnen, das älteste Bürgerhaus der Reichshauptstadt, das ein Altertumsfreund er­worben und im altberlinischen Stil zu einerstilvollen Wirtschaft mit der Urväter Hausrat ausstatten sollte. Damit wäre gleichzeitig der letzt­genannten Straße, die letzthin leider in übles Licht gestellt wurde, aufgeholfen.

C. Schlußbetrachtung.

Ein recht drohend aussehender Kampf ist vorübergehend um den ge­waltigen Baublock geführt worden, auf dem das Garnhaus, das Prinzessinnen- Palais, das Palais Friedrich Wilhelms III. und die Schinkelsche ehemalige Bauakademie stehen, unter Einbeziehung des Terrains des Grünen Grabens und mindestens eines Teils des Spreearmes an der Schloßfreiheit. Ein viele Millionen erforderndes Verschönerungsprojekt ist hier auf gestellt und Jahr und Tag bekanntlich ernstlich bearbeitet worden. In dem Mittelpunkte des ent­stehenden weiten Platzes sollte ein neues Opernhaus gerückt werden. Seit Jahr und Tag schweigen die Akten hierüber, hauptsächlich wohl, weil die nötigen Mittel fehlen, die Stadt zögert mit Recht, sich bei der Demolierung so hervorragender Monumentalbauten zu beteiligen und weil für den geplanten