Heft 
(1911) 19
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21. (7. ordentliche) Versammlung des XVIII. Vereinsjahres.

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für Auge und Ohr, für Herz und Magen. Ein kleines Festspiel, ein netter Umzug, natürlich in historischen Kostümen, vielleicht auch eine Wagenfahrt, ein guter Happen mit entsprechender Spülung und schließlich ein Tanz, der ja für die Jugend immer das Wichtigste ist, würden gewiß große Anziehungskraft ausiiben und die guten Beziehungen, die zwischen Berlin und Bernau allzeit bestanden haben, neu beleben und kräftigen. Ein Oberammergau soll Bernau darum nicht werden; aber ein alljährlich sich wiederholendes Fest würde wahrscheinlich eine steigende Beliebtheit ge­winnen. Doch dürfte eine solche Feier nicht gerade in die Osterzeit fallen; sie müßte in die grüne Zeit verlegt werden, vielleicht auf den ersten Sonntag nach dem 15. Mai. Das ist die Zeit, da die Knospen brechen und die Blätter der Buche sich entfalten. Da sollte der Vormittag einer historischen Feier mit Umzug, der Nachmittag einer Wagenfahrt an den Liepnitzsee, Bernaus schönstes Kleinod, und der Abend dem fröhlichen Tanz in der alten Hussitenstadt gewidmet werden. Wer vieles bringt, wird manchem etwas bieten. Alle Versuche, wirkliche Volksfeste zu schaffen, sind bisher gescheitert. Der Sedantag ist ebenso wenig volks­tümlich geworden wie früher der 18. Oktober. Die Schüler und die Honoratioren feiern ihn, die breite Masse der Bevölkerung wird nicht be­rührt, weil nichts geboten wird. Die alten Volksfeste sind geschwunden, und die Volksbräuche haben den Boden verloren; das Leben, ist etwas kahl und schal geworden. Sollte es nicht möglich sein, etwas Farbe in das Bild des Lebens einzutragen?

Wir müssen zunächst den städtischen Behörden Bernaus überlassen, zu diesen beachtenswerten Vorschlägen Stellung zu nehmen. Da die Förderung der Heimatliebe so recht Aufgabe der Brandenburgia sein soll, so wird auch sie sich sicherlich einem großem Hussitenfeste gegenüber nicht ablehnend verhalten.

XI. Heimatschutz in Brandenburg. Mitteilungen der Landes­gruppe Brandenburg des Bundes Heimatschutz. No. 5 1910 beschäftigt sich u. a. mit den Königskolonnaden im Sinne der Branden­burgia und mit der pietätlos zerstörten Ruine auf dem Blankenseer Kapellenberg (dazu 4 Abbildungen). Nach einer Mitteilung des Mittel­schullehrers K. Waase in Neu-Ruppin ist die in unserer Provinz sehr seltene nordische Zwergbirke, Betula humilis Schrk. ein Zwischeneiszeit­überbleibsel im Torfmoor zwischen Kantow und Schreymiihle westlich von Neu-Ruppin in 6 Exemplaren entdeckt worden: Abbildung dazu S. 133.

B. Persönliches.

XII. Die neue Mitgliederliste für 1910 ist erschienen und bereits versendet.

XIII. Todesfälle. Am 5. d. M. verstarb infolge einer schweren Verletzung in Petershagen a. d. Ostbahn unser unvergeßliches Mitglied