Heft 
(1911) 19
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21. (7. ordentliche' Versammlung des XVIII. Vereinsjahres.

von Professor Kaßner zusammengestellten Beobachtungen fast aller meteo­rologischen Stationen im Reich haben nun ergeben, daß Temperatur, Wind und Schneemenge in Gemeinschaft die großen Zerstörungen herbeigeführt haben. Der sehr feuchte Schnee gefror alsbald auf den Ästen der Bäume und auf den Telephonleitungen und bot so dem einsetzenden Winde eine größere Angriffsfläche dar. Durch das Zusammenwirken dieser drei Momente ist der ungeheure Schaden zu erklären, den der Schneefall überall ange­richtet hat.

Hierzu bemerke ich, daß der ungeheure Schaden, den jene Katastrophe, insbesondere an den Kiefern hervorgerufen, wie ich mich persönlich im Grunewald, in der Jungfernheide und den Heiden zwischen Tegel und Oranienburg überzeugt habe, alle Vorstellung übersteigt. Noch jetzt liegen überall in unglaublicher Menge starke glattabgebrochene Kiefernäste herum, obwohl viel von diesem Wind-, Schnee- und Frostbruch bereits fortge­schafft ist. In meinem erfahrungsreichen Leben habe ich ein solches Phänomen niemals zuvor beobachtet.

XVIII. Über die verbesserte Schiffbarmachung der obern Spree macht uns u. M. Herr August Foerster referatweise folgende interessante Mitteilung,

Im Architektenverein zu Berlin hielt am 17. d. M. der Regierungs­und Baurat Papke aus Beeskow einen Vortrag über den Ausbau der oberen schiffbaren Spree und der Drahenclorfer Spree. An der Hand von Karten besprach der Vortragende zunächst kurz die verschiedenen Teile der preußischen Spreestrecke und schilderte dann eingehender die obersten, nicht schiffbaren Teile, besonders im oberen und unteren Spreewalde, um den nachteiligen Einfluß dieser Gebiete auf den anschließenden schiffbaren Teil des Flusses zu zeigen. In den weiten Niederungen der Spreewälder verästelt sich der Fluß in zahlreiche flache und schmale Arme (Fließe), die sich am unteren Ende wieder vereinigen. Länge, Gefälle und Quer­schnitte der Fließe sind aber sehr verschieden, daher kommen die oben gleichzeitig eintretenden Wassermassen unten nicht gleichzeitig, sondern nacheinander an; die größte Verzögerung erfährt bei höheren Wasserständen der auf die Wiesen übertretende Teil des Wassers. Hochwasserwellen werden aus diesen Gründen in den Spreewäldern erniedrigt oder verlängert, ihre Höchstmenge wird kleiner, ihre Dauer größer. In gleichem Sinne be­einflussen die Zustände in den oberen schiffbaren Strecken den Abfluß des Wassers. Die Spree weist hier ungewöhnlich viele und starke Krümmungen auf, ist an manchen Stellen zu schmal und zu flach, an anderen wieder seeartig erweitert, fließt außerdem durch 5 zum Teil große Seen und hat im ganzen ein sehr geringes Gefälle. Diese Mängel bewirken im Verein mit dem langsamen Zufluß des Hochwassers aus dem Spreewalde, daß im Frühjahr die hohen Wasserstände, welche die Höhe der den Fluß be­gleitenden Wiesen überschreiten, zu lange anhalten und im Sommer leicht