Heft 
(1911) 19
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21. (7. ordentliche) Versammlung des XVIII. Vereinsjahres.

daß wir sie als einen wesentlichen Faktor unserer öffentlichen Sicherheits­pflege anerkennen und würdigen müssen. Und nicht deshalb allein ver­dienen sie eine heimatkundliche Beachtung und Erwägung, sondern auch vom Standpunkt unserer heimatlichen Naturkunde, da die große Masse der intelligenten Vierfüßler aus Berlin und der Provinz Brandenbarg stammt.

Die Ausbildung von Polizeihunden für den öffentlichen Sicherheits­dienst in und bei Berlin hat dazu geführt, daß bis jetzt 25 Hunde der uniformierten' Schutzmannschaft zur Begleitung der Patrouillen, besonders in den öffentlichen Anlagen und in den Grenzbezirken zur Verfügung stehen. Seit der Verwendung von Diensthunden im Patrouillendienst haben die Raubanfälle und Sittlichkeitsattentate auf weibliche Personen in den öffentlichen Anlagen erheblich abgenommen. Schon bei dem Bekanntwerden der Tatsache, daß Polizeihunde irgendeinem Bezirke zugeteilt sind, zieht sich aus diesem das gemeingefährliche Gesindel zurück. Ebenso ist die Sicherheit in den noch wenig bebauten Grenzbezirken vorzugsweise in den Laubenkolonien besser geworden. Radfahrpatrouillen werden von den Hunden begleitet, und bei Razzien halten die Hund die aufgesuchten und gesammelten Personen durch Umkreisen eng zusammen, so daß oft ein einziger Schutzmann mehrere Personen zu gleicher Zeit zur Wache führen konnte. Auch Angriffe auf ihre Führer verhinderten die auf

Nasenarbeit und Mannfestigkeit durchgebildeten Hunde durch ener­gisches Vorgehen und Verteidigung ihres Herrn bis zur Selbstauf­opferung.

Daß man den Hund in Folge dessen auch in Theatern und bei anderen Schaustellungen gerade jetzt mehr als sonst Interesse schenkt, darf nicht Wunder nehmen und erklärt zum Teil den Enthusiasmus der einem schauspielernden Hunde auf einer hiesigen Bühne zuteil wird. Und dieser Umstand ruft andrerseits wieder einen geschichtlich interessanten Vorgang, ein folgenschweres Ereignis aus Goethes Leben ins Gedächtnis. Auf der Weimarer Hof bühne trat i. J. 1817 ein wohldressierter Pudel auf. Goethe hatte damals die Oberleitung des Theaters in Folge des beabsichtigten Auftretens des klugen Vierfüßlers niedergelegt. Schon vor­her hatte er mit Ränken aller Art zu kämpfen gehabt, besonders, seit der Graf Edeling mit in die Intendanz einberufen war. Als nun auf Betreiben des letzteren und der Favoritin des Großherzogs, der zur Frau von Geygen­dorf ernannten Schauspielerin Jagemann, gegen Goethes Willen durchgesetzt wurde, daß der Schauspieler Karsten mit besagtem Pudel zur Aufführung des MelodramasDer Hund des Aubry nach Weimar beordert wurde, da erklärte Goethe kategorisch, daß er mit einer Bühne, auf der ein Hund spiele, nichts mehr zu tun haben wolle. In Jena, wohin er grollend gereist war, empfing er vom Großherzog auf seinen Wunsch die offizielle Ent­lassung von der Intendanz. Goethe, der übrigens gleichzeitig auch für seinen Sohn, der ihm seit 1815 in clen Iutendanzgeschäften half, die