Heft 
(1911) 19
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21. (7. ordentliche' Versammlung des XVIII. Vereinsjahres.

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hörden zur systematischen photographischen Aufnahme älterer Bauwerke und Straßenansichten eine Reihe von Jahren hindurch namhafte Mittel zur Verfügung stellten, welche das Museum in die Lage versetzten, sich nach und nach eine sehr stattliche Sammlung von Ansichten unserer Stadt aus dem 18. und 19. Jahrhundert zu beschaffen.

Andere für den Augenblick wichtigere neue Aufgaben haben zeit­weise dieses Unternehmen in den Hintergrund gedrängt. Um aber bei der stetig fortschreitenden Erneuerung von Berlin auch in seinen älteren Teilen, welche bekanntlich vielfach weder Neigung noch auch die Möglich­keit hat vor baulichen Leistungen und Erinnerungen halt zu machen, solche vor dem gänzlichen Untergang zu bewahren und sie zur Freude wie zur Belehrung einer künftigen Generation in möglichst getreuer Wiedergabe festzuhalten, ist nunmehr beschlossen worden, jene Tätigkeit wieder energisch aufzunehmen und systematisch im Bilde alles was unter obigen Gesichts­punkten erhaltenswert erscheint, photographisch, sowie wo nötig auch mittels besonderer technischer Aufmessungen zu sammeln. Es versteht sich von selbst, daß dieses bildliche Material nicht nur auf Häuser und Architekturen im engeren Sinne beschränkt wird, sondern auch auf Straßen und über das Weichbild der Stadt hinaus schreitend Landschaftsansichten umfassen wird. Sehr dankenswert und erwünscht wäre es, wenn auch das Publikum in dieser Richtung hin mitwirken würde, indem es dem Museum von dem bevorstehenden Abbruch von Baulichkeiten irgend welcher Art Kenntnis gibt oder zn gelegener Zeit anderweit auf Gewinnung ge­eigneten bildlichen Materials aufmerksam macht. Gleichzeitig mit obigem wurde ferner beschlossen auf die tagesgeschichtlichen Vorgänge in derselben systematischen Weise fortan bildlich für die Zukunft festzuhalten. Es ist freilich schon bisher durch Sammlung von Tageszeitungen, illustrierten Zeitschriften und anderen bildlichen Darstellungen vieles in dieser Richtung geschehen. Es liegt aber auf der Hand, daß ein systematisches Vorgehen unter Verwendung dafür bereit gestellter Mittel auf diesem Gebiete ohne nennenswerte Kosten ein noch ganz anders geartetes Material liefern muß, welches einer künftigen Geschichtsschreibung außerordentlich wertvolle Unterweisungs- und Aufklärungsmittel zu liefern geeignet sein wird. Um die Durchführung der beiden Pläne zu leiten und zu überwachen sind zwei kleinere Kommissionen gebildet worden, welche ihre Arbeit schon sofort begonnen haben. Hoffentlich ist das Museum bald in der Lage, von Ergebnissen zu berichten.

Zum Schlüsse der Sitzung konnte noch eine andere allgemeine und wissenschaftlich interessante Mitteilung gemacht werden. Beim Bau des neuen Irrenhauses auf dem Gelände des städtischen Gutes in Buch wurde neulich eine altgermanische Wohnstätte aufgedeckt, bei deren durch Museumsbeamte vorgenommener Untersuchung es u. a. gelang, an den ver­moderten Spuren von in die Erde eingegrabenen Pfählen den regelrechten