21. (7. ordentliche) Versammlung- des XVIII. Vereinsjahres.
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XXIV. Aus Spandau erhalten wir folgenden Beitrag. Spandauer Friedhöfe.
Der zweite ortsgeschichtliche Vortrag, den Herr Oberpfarrer Becke am 7. XII. 1909 im Gemeindesaal der Nikolaikirche, Heinrichplatz 8, vor einer zahlreichen Zuhörerschaft hie'ft, handelte von Spandauer Friedhöfen, Geschichtliches und Erweckliches aus alter und neuer Zeit. — Einer der ältesten Friedhöfe ist der „Judenkiewer“ der „zwischen Stadt und Hochgericht“ gelegen war; viele seiner Leichensteine wurden später, nach 1560, der Zitadelle eingebaut. Der heutige, gesonderte Friedhof der jüdischen Gemeinde liegt bekanntlich inmitten militärfiskalischen Terrains an der Neuen Bergstraße —■, ein stiller friedlicher Schmuckplatz, umrauscht und doch nicht berührt von dem Strom des Verkehrs. — An zweiter Stelle nannte der Vortrag den alten katholischen Friedhof auf dem Gewehrplan.
An seine längst entschwundene Stätte erinnert noch das in den Anlagen der Gewehrfabrik gelegene — übrigens mehrfach verlegte — Grab und Grabkreuz des frommen und treuen Dominikaners Pater Josephus Groß, der von 1775 bis 1825 der katholischen Gemeinde in Spandau als Pfarrer Vorstand. Später begruben die Katholiken ihre Toten auf dem gemeinsamen Begräbnisplatz vor dem Potsdamer Tor, dann, seit 1837, auf dem Friedhof der Garnison- und St. Johannis-Gemeinde au der Neuendorfer Straße; seit den letzten zwanzig Jahren steht ihnen der städtische Friedhof für alle an der Pionierstraße offen. — Ein dritter aus der Zahl der alten Spandauer Friedhöfe ist der Stresow-Friedhof, einst der „Kirchhof“ der St. Gertrauden-Kapelle, später den „Stresowern“ zur Benutzung überlassen.
Der Kirchhof steht im Eigentum der St. Nikolai-Kirche, die das Gehege zu erhalten hat. Der kleine Friedhof, jetzt etwa 900 Quadratmeter groß, ist seit 1879 geschlossen. Seine efeuumrankten Gräberreihen liegen unmittelbar zur Seite der oben vorüberbrausenden Eisenbahn —, der Zug des Todes neben dem Zug des Lebens! —fVor dem Potsdamer (Kloster-) - ] Tor lag der „Heilige Geist-Kirchhof“, zur Kapelle des Heiligen Geist- ' Hospitals gehörig, nicht fern davon der F riedh of des St. Jürgen-Hospitals, das die Aussätzigen beherbergte, ihm gegenüber der Kirchhof des Nonnenklosters St. Marien. Stätten, die sämtlich seit vielen Jahrhunderten dahingeschwunden sind. Nur ein Friedhof aus alter Zeit, in der ehemaligen Klosterfreiheit, ist geblieben: der alte Begräbnisplatz „hinter den Scheunen“, d. i.‘neben dem Klosterhof, jetzt eine wüste Stätte mit einigen wenigen örab- . stein-Resten, einst der vielbenutzteGottesacker der Garnison-, der St. Joh annis^ / und der Strafanstaltsgemeinde^ ^4ber Friedhof vor dem Klostertor“ lag] früher der Stadt näher gerückt „auf den Ang er“ (am „Schüt zenp latz“), seit 1794 hält er in Größe von etwa 3 Morgen seine gegenwärtige Stelle 6 inne; er wurde 1830/31 geschlossen, so zwar, daß für die Beerdigungen der Sträflinge des viegescholtenen Spandauer Zucht- und Arbeitshauses ein besonderer „Tractus“ bis 1852 offenblieb.fFür"sie wurde dann eine anstoßende