Heft 
(1911) 19
Seite
107
Einzelbild herunterladen

21 . ( 7 . ordentliche) Versammlung des XVIII. Vereinsjahres.

107

(noch heute im Eigentum der Nikoiaikirche befindlich) erstanden. Die großen Friedhöfe in derOranienburger Vorstadt, vor demHeidetor, sind verhältnismäßig neueren Ursprungs. Der Nikolai-Friedhof ein Gebiet von etwa 18 Morgen umschließend, das ursprünglich zur alten Kirchen­meierei (Ackergarten) gehörte, wurde 1752 eröffnet und 1886 geschlossen. Auf dem Platze des ehemaligen Totengräberhauses mit der Leichenhalle steht jetzt das Pfarrhaus der Lutherkirche. Der angrenzendeMauer­kirchhof trägt noch heute auf einem der alten Torpfeiler (der Müller­straße gegenüber) die Jahreszahl 1773. An seiner Nordwand ragen die vier noch erhaltenen Erbbegräbnisse (Grabhäuser) auf; dazwischen findet man, in die Mauer eingesenkt, das eigenartige Denkmal der FrauRegiments­scher Laube (1785), der Mutter von sieben unmittelbar nach der Geburt verstorbenen Kindlein: sieben liebliche Engelsköpfe umrahmen, fast wunder­bar im Stein erhalten, den Namen der frühvollendeten Mutter. Im übrigen ist ja der alte (einst derneue) Nikolai-Friedhof mit seinen Grabstätten und Denkmälern, mit seiner Kapelle (jetzt im Gebrauch der Evangelisch­lutherischen Gemeinde und des ostpreußischen Gebetvereins), mit seinem uralten Baumbestand von Linde und Ahorn, mit seinen schattigen Gängen und Plätzen der Mitwelt hinreichend bekannt und ihrer vielen ins Herz gegraben. Das schöne Kriegerdenkmal vor der Friedhofskapelle ehrt die in den letzten Kriegen gefallenen Söhne Spandaus (1864 nennt 1, 1866 2, 1870/71 25 Namen); der Gedenkspruch ist Offenbarung Johannes 2, Vers 10: Sei getreu bis an den Tod, so will ich Dir die Krone des Lebens geben. Der anstoßende bis zur Neuendorfer Straße reichende gemeinsame Friedhof der Garnison- und St. Johannis-Gemeinde ist 1830/31 errichtet. Das Grundstück von etwa sechs Morgen Größe wurde von St. Nikolai für 300 Taler gekauft. Der Friedhof hat keine Erbbegräbnisse (Grabkammern), wohl aber viele Legate zur Pflege der Gräber in Reihen und auf eximierter Stelle. Unfern desneuen Totengräber- (Inspektor-) Hauses haben die hier in der Gefangenschaft verstorbenen französischen Krieger von 1870/71 ihr schlichtes Denkmal gefunden. Ein weißes Kreuz mit der Inschrift in cruce salus (im Kreuz das Heil) überragt den Denkstein. Der Friedhof, der jetzt im anteiligen Besitz der Nikolai-Kirche steht, wurde 1892 geschlossen. Verschwundene, geschlossene, zum Teil vergessene Kirchhöfe in reicher Zahl! Ein Friedhof sammelt gegenwärtig alle Toten Spandaus ohne Unterschied: der städtische Friedhof an der Pionierstraße (man meide doch endlich die unschöne und unrichtige Bezeichnungin den Kisseln!)rj Der Friedhof, am 17. November 1886 eröffnet, umfaßt zurzeit ?4 Morgen. Auf ihm ruhen in Erbbegräbnissen und Mausoleen, in umgitterten Grabstätten, in Reihengräbern über 27 000 Tote, darunter über 17 000 Kinder. In einem Nebenraum der unlängst erweiterten Kapelle mit ihrem Glockenturm befinden sich drei Aschenurnen, während eine Urne der Erde übergeben wurde. Der städtische Friedhof ist kein Friedhof