21. (7. ordentliche) Versammlung des XVIII- Vereinsjahres.
109
darin bestärken, daß Nauendorff allmählich, unter der Not des Lebens und unter vielfachen Widersprüchen in seinem Wollen und Wünschen, phantastisch und frivol zugleich, nach der Königskrone der Bourbonen gegriffen habe. Freilich, die letzte wirkliche Lösung des Kätsels liegt nicht in Deutschland sondern in Frankreich. —
XXVI. Über die St. Nikolai-Kirche in Spandau. An zweiter Stelle des Vortrages standen „Beiträge zur Geschichte der Kanzel von St. Nikolai“, jener originellen Kanzel im Barockgeschmack, unten mit 3 mächtigen Löwentatzen, in der Mitte mit Akantliusblättern geziert, oben, unter dem Schalldeckel, von 3 preußischen Adlern umgeben, das Ganze von einer Engelsfigur getragen. Die Kanzel stammt aus der ehemaligen .Tohannis-Kirche; sie wurde bei der Renovierung der Nikolai-Kirche (1902-03) nach dort übernommen und von dem bauleitenden Professor Stiehl in wundervoller Feinheit mit dem vorhandenen Lynarschen Altar von 1582 und dem bronzenen Taufstein von 1398 zu einem einheitlichen künstlerischen Ganzen verbunden. Die Kanzel stammt wie der Vortragende im Briefwechsel mit Herrn Professor Laske aktenmäßig feststellen konnte, aus der ehemaligen Kapelle des Stadtschlosses zu Potsdam, nicht aus der dortigen (älteren) Garnisonkirche. Der Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I., der oftmals selbst auf dieser Kanzel seinen „langen Kerls“ gepredigt haben mochte, schenkte sie 1714 der armen reformierten (St. Johannis-) Kirche in Spandau. Dort blieb sie über 36 Jahre ungebraucht iegen. Im Jahre 1751 wurde sie dem massiven Neubau einverleibt. Die ziemlich kostspielige Vergoldung bezahlte die „sonderliche Wohltäterin“ der Kirche, Frau Christiane Sophie Haacke. Die ursprüngliche Kanzel gehört der Vor-Schlüterschen Zeit der Spätrenaissance an. Der Künstler (Holzbildhauer) ist unbekannt. Der einschlägliche Artikel Professor Laskes, mit vielen schönen Abbildungen verziert, im Hohenzollern-Jahrbuch 1908 erschienen, lag zur Ansicht aus. —
XXVII. Der Pumpernickel: — Name — Herstellung — Ver- li trieb. Herr Schulrat Dr. August Grabow, unser geschätztes Mitglied, hat die große Güte gehabt, mir einen Sonderabdruck aus dem Jahrbuch des Vereins für niederdeutsche Sprachforschung Jahrg. 1909. XXXV.
S. 48—55, mitzuteilen, der einfach mit dem Wort „Pumpernickel“ überschrieben ist. Mehr bedarf es in der Tat nicht um uns anzureizen. Wir essen das schwere westfälische Roggenbrot wohl fast alle . sehr gern und wir möchten auch gern etwas Erklärendes über den sonderbaren Namen dieses primitiven Gebäcks hören.
Grabow widerspricht der bekannten Deutung Bon-pour Nickel, wobei Nickel ein kleines schlechtes Pferd bedeutet. An einer andern Stelle bringt er das Wort Bompur-Nickel mit Pumper, dumpfes Geräusch, pumpern, pumpsen (lat. bombisarc) und Nickel = grober schlagsüchtiger Niclas zu-