Heft 
(1911) 19
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21 (7. ordentliche) Versammlung den XVIII. Vereinsjahres.

sammen.*) Man hat P. auch von bonuni paniculum ableiten wollen, gutes Brötchen, das man Kranken aus Barmherzigkeit gab. Dann müßte es bonus paniculus heißen, auch wird man das recht schwere Roggen­brot schwerlich Kranken als Labsal reichen.

I W. Knithan in Dortmund leitet im Jahre 1825 P. von paniculus (Brötchen) ab, obwohl man einen 36 Pfund schweren Laib kaum ein Brötchen nennen darf. K. leitet schließlich das Wort mit vieler Künstelei aus dem vorhomerischen Griechisch ab.

Nach einer andern Erklärung ist P. zuerst so in der Stadt Osnabrück genannt worden. Dort habe bei einer Hungersnot um 1400 der Magistrat für die dortigen Armen Brot backen lassen, bona panicula genannt, daraus sei das Wort P. entstanden. Der Turm, in dem das Brot gebacken wurde, in der Nähe der Hafermühle oder Pernickelmühle, heißt noch heut der Pernickelturm. Leider wird nicht gesagt, wie der Turm zu dem seltsamen Namen gekommen: hat man ihn nach dem Brot benannt oder heißt er nach seinem Erbauer?

Im Tirolischen Idioticon von Schöpf wird eine plumpe, dicke Person auch ein dickes Kind, ein pumpernigkl genannt, desgl. in Schmellers bayrischem Wörterbuch.

AVie die Porta nigra in Triedr, meint Grabow, könne auch der Osna- brückerturm, nach etwas ganz schwarzem benannt sein d. h. nach dem ganz schwarzen dort gebackenen Brot. S. 51:Und es war Brot, lat. panis, abgekürzt pan; wie z. B. in Marcipan, frz. massepain, ital. marzapane; mit demselben Worte zusammenhängend panado, die Brotsuppe, panieren = mit geriebenem Brot bestreuen usw. So kann also das ganz schwarze Brot von gelehrten Leuten panis perniger, abgekürzt pan. perniger genannt und so in- die Bücher und Verzeichnisse eingetragen worden sein. Aus dem pan. perniger der Gebildeten konnte im Volksmunde ein pan. pernickel, dann durch einen Scherz ein Pumpernickel werden, geradeso wie aus Babenberg Bamberg, aus aneboz Amboss, aus Tannenbach Tambach, aus Hindbeere Himbeere, aus entbor empor, aus Wintbra Wimper, aus Jan primus Gambrinus**) geworden ist.

Das Wort P. sei, wie auch Adelung betone, nicht besonderes All­gemeingut der westfälischen Sprache, sondern es sei in diese erst hinein­getragen worden, wahrscheinlich aus Süddeutschland, wie die frühen und vielfachen Erwähnungen und die nachweisbare Fortbildung des g zu gg, gk und ck es vermuten lassen. Der letztere Grund ist für Grabow auch zugleich ausschlagebend für den Beweis, daß die beiden letzten Silben nickel weder von Nicolaus noch von dem weit hergeholten engl, nag,

*) Späterer Zusatz: Die größte Glocke im Wiener Stefansdom heißt die Pumper, weil sie mit dumpfem Geräusch gewaltig schwingt (pumpert), so daß sie, aus Furcht, das Mauerwerk möge Risse bekommen, nur äußerst selten geläutet wird. E. Friedei.

*'*) Aus Hagebutte Hambutte. E. Friedei.