Heft 
(1911) 19
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21. (7. ordentliche) Versammlung- des XVIII. Vereinsjahres.

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das ein elendes kleines Pferd bedeutet, abgeleitet werden können, denn zu Nikolaus habe es in Süddeutschland niemals eine Nebenform mit g, etwa Nigl, gegeben, und wie nag sich zu niggI, nigkl, Nickel entwickeln könnte, sei schwer einzusehen.

Pie Brüder Grimm in ihrem Wörterbuch meinen daß das Wort P. ursprünglich einen leibhaftigen, lustigen oder polternden, pumpernden Kobold bezeichnet zu haben scheint, woraus sich die übrigen Bedeutungen leicht entwickeln konnten.

Der Vorsitzende Friedei ist der Meinung, daß eine befriedigende Erklärung des Wortes Pumpernickel noch nicht gefunden sei. Teilt man das Wort mit den Grimms in Hälften Pumper- und Nickel, dann kommt man auf den Poltergeist. Nick, Nickel ist in allen germanischen Sprachen ein böser, neckender Geist. Bei den skandinavischen Bergleuten ist die Bezeichnung des früher wert­losen, ja störenden Nickelmetalls beim Kupferbergbau von einem Unhold Nickel abzuleiten, ähnlich wie der Name des Metalls Kobalt von einem ähnlichen bösen GeistKobold hergeleitet wird. Auch im Englischen bedeutet Nick einen Übeln Geist, Old Nick, geradezu den Teufel. Beiläufig wäre im Englischen Pumpernickel the brown Westphalia rye-bread mit brown George wiedergegeben. Schwedisch: pumpernickel, Dänisch und Norwegisch: pumpernickel, Französisch: le pompernickel, Italienisch: il pan bigio della Vestfalia, pane inferigno, d. i. Kleienbrot.

Merkwürdig ist es, daß bei unseren germanischen Vettern in England und auch in Amerika das deutsche Schwarzbrot, insonderheit der Pumper­nickel das Äußerste eines schrecklichen Nahrungsmittels bedeutet: Schwarze Wichse? Ja! Schwarze Tinte? Gewiß! Aber schwarzes Brot? Brr!! Es ist für uns geradezu grotesk und vom Standpunkt der Volks- und Heimatkunde überraschend, daß unser deutsches Schwarzbrot, insbesondere der Pumpernickel als Wahlgeschrei bei den allerneuesten politischen Kämpfen in England gedient hat. Vielfach hat man deutsches Schwarz­brot als Abschreckungsmittel herumgefahren, ja kleine Kinder von 4 Jahren haben es von ihren Babywagen aus den englischen Wählern gezeigt, um sie einzuschüchtern, daß sie solch gräßliches deutsches Schwarzbrot als Volks­nahrung bekommen würden. Der bekannte Schriftsteller C. v. Zedlitz schreibt darüber aus London am 10. d. M.:Heute nachmittag um 3 Uhr wird König Eduard im Buckingham Palace die Proklamation unterzeichnen, durch die das zweite Parlament seiner Regierung aufgelöst wird. Dann beginnt sofort die Aushändigung der Dokumente (Writs), durch die die Neuwahlen von 670 Mitgliedern des Unterhauses angeordnet werden. Die Wahlkampagne ist so gut wie beendet, und alles atmet erleichtert auf. Endlich kann sich England wieder mit sich selbst beschäftigen. Denn in den letzten vier Wochen hat es gar zu viel mit Deutschland zu schaffen gehabt: deutsche Dreadnoughts, deutsche Baumwolle, deutscher Schutzzoll, deutsche Löhne, deutsche Lebensweise, das alles hat die Kandidaten beider Parteien für