Heft 
(1911) 19
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21. (7. ordentliche) Versammlung des XVIII. Vereinsjahres.

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überaus fleißig gearbeitet an seiner Zusammenstellung, aber er bringt meiner Ansicht nach rein zufällig gleichklingende Wörter, die ganz andere Be­deutung haben, in Verbindung miteinander. Heute noch versteht man in Hildesheim unter Pumpernickel ganz etwas anderes als in Westfalen. Grabow hat nun Beweise beigebracht, daß man ein ähnlich geschriebenes Wort auch in Süddeutschland hatte und hat. Nun soll das Wort Pumper­nickel von Süddeutschland nach Westfalen gekommen sein von Leuten, die in Süddeutschland westfälischen Pumpernickel kennen lernten. Wohl­gemerkt, aber vor dem dreißigjährigen Kriege, im 15. oder 16. Jahr­hundert etwa, also. V r ie soll man sich das vorstellen? Weiter beruht nun die ganze Hypothese darauf, daß Pumpernickel (Seite 57, oben dritter hgj Absatz) ganz schwarz sei, er braucht ganz schwarz, weil er lateinisch v . nicht nur niger, sondern perniger haben muß, um hieraus die deutschen Silbenpernickel herleiten zu können. Außerdem ist nun aber der Pumper­nickel niemals ganz schwarz, überhaupt nicht einmal schwarz, sondern nur braun, höchstens dunkelbraun! So sehr ich also die fleißige Arbeit des Herrn Grabow anerkenne, so wenig kann ich mich damit einverstanden erklären.

Meiner Ansicht nach gibt es bis heute eine einwandsfreie Erklärung des Wortes und Begriffes Pumpernickel noch nicht.

Wir lassen nunmehr Herrn Hermann Sökelands historisch-technische Mitteilung, die sich auf unsere engste Heimat bezieht, folgen.

Einführung der Pumpernickelfabrikation in Berlin-Moabit, Schon seit dem Anfänge des neunzehnten Jahrhunderts bestand in Moabit eine Pumpernickelbäckerei, verbunden mit einem Bierausschank und Tanz­lokal. In dieser Bäckerei, welche zuerst den Namen Pumpernickel mit Moabit verband, wurde in kleinem Umfange Pumpernickel in westfälischer Weise hergestellt. Die Ware war nicht haltbar und deshalb konnte der Konsum sehr bescheidene Grenzen nicht überschreiten. Wer Pumpernickel essen wollte, mußte ihn in Moabit oder Mittwochs und Sonnabends auf dem Gendarmenmarkt kaufen, wo er von dem Erzeuger feilgehalten wurde, .'^r^W-andere Verkaufsstellen waren nicht vorhanden, bis im Jahre 1858 die heute f älteste Berliner Pumpernickelfabrik von Sökeland begründet wurde. Ig-iiL'?' 1 Der Errichter, Engelbert Sökeland, kam 1856 auf direkte Veranlassung , .)'Von Justus von Liebig nach Berlin an die Berliner Brodfabrik als Leiter |f ; Bäckerei. Unstimmigkeiten mit dem Aufsichtsrate veranlaßten ihn

zur Niederlegung der Stelle und Fortsetzung der früher schon in * v ^ Westfalen betriebenen Herstellung von Pumpernickel, die auch den Anlaß zu der Verbindung mit dem oben erwähnten berühmten Chemiker gegeben hatte. Bei der Übersiedelung nach Berlin war eine Wohnung in Moabit gewählt worden, teilweise auch, weil hier Pumpernickel, das gewohnte Gebäck, leicht zu haben war. Die an der damaligen Moabiter Brücke gelegene Behausung hatte genügend Raum zur Errichtung der Pumpernickel­bäckerei.

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