Heft 
(1911) 19
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21. 1.7. ordentliche) Versammlung des XVIII. Vereinsjahres.

Berlin im Jahre 1858 war mm nicht im entferntesten mit dem heutigen Berlin zu vergleichen, sowohl hinsichtlich der ortsanwesenden Bevölkerung wie der Kaufkraft überhaupt. Luxusläden gab es nur wenig, und gar Delikatessenhandlungen waren nur in geringer Zahl vorhanden. So war es ganz natürlich, daß die neu errichtete Pumpernickelbäckerei in den ersten Jahren ebenfalls nur geringen Absatz hatte und sich erst ganz all­mählich vergrößerte. Der Pumpernickel wurde in einem kleinen Wagen, den ein Hund zog, herumgefahren und abgeliefert. Einer der heute nochr lebenden Inhaber denkt mit Stolz daran, daß er in den Jahren 18611864, in dieser bescheidenen Weise eine gewerbliche Tätigkeit begann.

In Westfalen wurden die Brote früher nur im Gewichte von 40 bis 4 70 Pfund in einem ganz einfachen Backofen hergestellt, der nach dem Erkalten gleich als Vorratsraum diente. Das große Gewicht der einzelnen, Brote erklärt sich damit von selbst. Sollte aber Pumpernickel mehr als^ bis dahin in den einzelnen Haushaltungen gebraucht werden, dann mußte* die Möglichkeit geschaffen werden, ihn leicht und in bequemer Größe ir jedem Geschäft kaufen zu können. Aus diesen Gründen führte der alte Sökeland 1864 als erster die kleinen Brötchen, deren jedes nur 1 Pfund wog, ein. Erst einige Jahre später wurden diese kleinen Brötchen selbst in Westfalen, und noch später auch an anderen Stellen nachgeahmt. Die sorgfältige auf wissenschaftlicher Grundlage beruhende Backmethode, die nur vorhandene handliche Form und rastloser Fleiß bewirken die Steigerung des Pumpernickelgeschäftes in erfreulichster Weise. Der Berliner Delikateßpumpernickel eroberte sich seinen Markt; zuerst Berlin selbst, dann die näher gelegenen Städte und schließlich, bis zum Jahre 1879 etwa, ganz Deutschland, Oesterreich und die Schweiz, so daß schon um diese Zeit, besonders in Deutschland und Oesterreich keine auch nur etwas größere Stadt war, in welcher Sökelands Pumpernickel nicht zu haben gewesen wäre.

Die Steigerung des Berliner Absatzes veranlaßte natürlich zuerst in Berlin selbst, dann auch in anderen Städten die Gründung von weiteren 1 Pumpernickelfabriken, von denen aber einige bald wieder eingingen. Immerhin trugen auch diese dazu bei, den Verbrauch von Pumpernickel zu steigern. Während in Westfalen der Verbrauch von Pumpernickel als Hausbrot abnimmt, ist dessen Verbrauch als Delikatesse durch Berlin«; Bemühungen in ständiger Steigerung begriffen. Als besondere Eigen-i tümlichkeit sei hier erwähnt, daß seit einigen Jahren schon, Sökelands 1 » Pumpernickel in Westfalen selbst, an mehreren Orten gern gekauft wird, trotzdem er viermal so teuer als dortiger einheimischer Pumper­nickel ist.

Auf der Berliner Gewerbeausstellung von 1879 stellte die mehr- erwähnte Fabrik als ersten Exporteurversuch Pumpernickel aus, der die Reise nach Egypten und zurück machte, ohne zu verschimmeln. Die