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21. (7. ordentliche) Versammlung des XVIII. Vereinsjahres.
erst zu Beginn des 12. Jahrhunderts gelang es dem Bischof Herbert, zunächst in Leitzkau, im heutigen preußischen Kreise Jerichow I, von neuem in seinem Sprengel Fuß zu fassen. Wie er in einer Urkunde vom Jahre 1114 berichtet, baute er dort eine Steinkirche, die Peterskirche, welche trotz einer barocken Umgestaltung den ursprünglichen romauischen Kern bewahrt hat und damit als der älteste Steinbau östlich der Elbe zu betrachten ist. Eine Aufnahme und Würdigung dieses Bauwerks hat der Vortragende in der Zeitschrift für Geschichte der Architektur September 1909 mitgeteilt, Die Ausführung begann mit dem Bau der Apsis, des Chores und der Krypta, und die gestreckte Gestalt des Chores deutet daraufhin, daß die Kirche zum Sitz des Domstifts bestimmt war. Ungewöhnlich ist die Anlage eines Turmes oder eines Turmpaares neben der Vierung. Das Langhaus hat basilikale Gestalt; doch können die Wände der Seitenschiffe nur aus Holz hergestellt gewesen sein. Die Weihung 1140 mag sich auf die Vollendung des Bauwerks beziehen. Als Baumaterial dienten die spröden Grauwacken-, Bruchsteine der nahen Brüche bei Gommern; aus demselben Gestein waren auch die Kirchenbauten der Stadt Magdeburg errichtet, von denen nur die um 1070 begonnene Liebfrauenkirche noch aus jener Zeit erhalten ist.
Norbert, 1126 zum Erzbischof von Magdeburg berufen, siedelte die Prämonstratenser beim Kloster U. L. Frauen an, und diese übernahmen es, das Kirchenwesen in der Mark neu zu begründen. Albrecht der Bär, 1134 mit der Mark belehnt, brachte diese wieder dauernd an Deutschland. Für die kirchlichen Bauwerke, welche unter diesen gesicherten Verhältnissen entstanden, verwendete man wieder die Grauwacken-Bruchsteine, so für die 1155 geweihte Klosterkirche in Leitzkau und den 1170 geweihten Dom in Havelberg; auch die 1144 gestiftete Klosterkirche in Jerichow sollte aus denselben Bruchsteinen errichtet werden. Aber die Schwierigkeit, diese zu bearbeiten und anders als auf dem Wasserwege zuzuführen, veranlaßte, daß man am Schlüsse des 12. Jahrhunderts zu zwei anderen Baustoffen überging, dem Granit und dem Ziegel. Um das Jahr 1200 wurde die Klosterkirche in Jerichow in Ziegeln weitergeführt; bestimmten Anhalt zu dieser Zeitstellung geben die datierten Dorfkirchen von Wust und Schön- hausen. Eückt das Alter der Klosterkirche in Jerichow gegenüber der Adlersehen Annahme um einige Jahrzehnte herab, so bleibt sie dennoch eines der ältesten Ziegelbauwerke der Mark, und damit behält sie ihre' baugeschichtliche Bedeutung.
Noch vor 1150 wurde von Leitzkau ein Tochterkonvent nach Brandenburg entsandt und 1165 daselbst das Domstift wiederhergestellt und der Grundstein zum Bau eines Domes gelegt. Leider ist diese letztere Nachricht nur in einer unklaren chronikalischen Angabe überliefert (Mon. Germ, hist. Script. XXV, S. 484), und es ist zweifelhaft, ob diese auf die Reste romanischen Ziegelmauerwerks am Chor und Kreuzschilf des vorhandenen Domes bezogen werden darf, wurde der Dom in Lübeck doch 1163 noch