Heft 
(1911) 19
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21. (7. ordentliche) Versammlung des XVIII. Vereinsjahres.

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als Holzbau errichtet. Die aus Sandstein hergestellten Kämpfergesimse des Langhauses des Domes in Brandenburg sind von der Magdeburger Bau­schule abhängig und wiederholen in derberer Fassung die Vorbilder des frühgotischen Umbaues des Kreuzschiffes der Liebfrauenkirche, so daß sie um 1220 datiert werden dürfen. Mit diesem Zeitpunkt erst erreicht die Baugeschichte des Domes in Brandenburg und überhaupt die der Mark einen festen geschichtlichen Boden.

XXIX. Theodor Storni in Potsdam. Aus den Verbannungs­jahren eines Schleswig - holsteinischen Dichters. Von Eduard Bertz. Mitteilungen des Vereins für die Geschichte Potsdams. Nr. 304, Potsdam 1910.

Unser rühriger befreundeter Nachbarverein hat mehrere vortreffliche Abhandlungen in letzter Zeit veröffentlicht, darunter die soeben Ihnen vorgelegte.

Bertz hat mit liebevoller Kleinmalerei alles, was ihm von Storms Leben in Potsdam während der dort verlebten Jahre 1852 bis 1856 bekannt geworden, zu einem ansprechenden Stilleben zusammengestellt. Ich selbst gehöre zu den begeistertsten Anhängern der Muse Storms, in die ich mich immer wieder mit Entzücken versenke. Gerade deshalb darf ich es sagen, daß Bertz den guten Storni wegen seines oft gelinde gesagt be­fremdenden Wesens zu sehr in Schutz nimmt. Man bedenke doch die damalige politische Situation: Die schleswig-holsteinische Erhebung war von den Dänen 1850 niedergeschlagen, weil Preußen und Österreich, damals im vollen Fahrwasser der Reaktion segelnd, jeder freiheitlichen Bewegung in Deutschland abhold waren. Es ist zu bewundern, daß Friedrich Wilhelm IV. es über sich brachte, dem wegen seiner Opposition gegen den Staat wenn dies auch der dänische war in Husum gekündigten Beamten ein Heim in seinen Landen freizustellen. Statt Neu-Vor-Pommern zu wählen, wo ein dem schleswigschen ähnliches Recht galt, entschied sich Storm für den Bezirk des preußischen Landrechts, wobei er sich doch sagen mußte, daß es ihm als Assessor oder Kreisrichter gewaltig schwer werden mochte, sich zurechtzufinden. Und törichterweise wählte Storm das ihm von seinem früheren Aufenthalt doch sehr wohl bekannte Potsdam. Als Gebildeter mußte er doch wissen, daß der Kastengeist dort mehr als sonst in Preußen blühte. Mit sehenden Augen ist er in die schwierigen, i hm unerquicklichen Verhältnisse hineingezogen. Dabei muß er selbst anerkennen, daß man ihm als Richter wie als Kollegen von seinen Amtsbrüdern außerordentlich liebenswürdig entgegengekommen ist, daß man in ihm auch den Dichter ganz besonders anerkannte. Nur Storms chronisches Magenleiden vermag seine unablässigen Mäkeleien und kleinlichen Ausstellungen zu entschuldigen, nicht zu rechtfertigen, die er gegen das Potsdamer und altpreußische Wesen vorbrachte. Mit nichts ist er zufrieden, nicht einmal mit der herrlichen natürlichen und derkünstlichen Natur, die Potsdam so freundlich