1 18 21. (7. ordentliche^ Versammlung des XVIII. Vereinsjahres.
umgiebt. Der Wald war damals noch näher bei der Stadt. Storni und Frau klagen aber über die weiten Wege und dgl.; man glaubt mitunter einen abgelebten, mit Gott und der Welt zerfallenen Mummelgreis zu hören, dabei war Storm, als er nach Potsdam kam, 35 Jahre"~aTt; also im besten Mannesalter.
Ludwig Pietsch, der Storm gut kannte, macht auch auf die nörgelige, rechthaberische, dabei etwas großtuende Art aufmerksam, die in den kleinen Nordseestädten unter den dortigen Spießbürgern nicht ganz selten ist und von der unser braver Storm nicht frei war. Alles ist in der Marsch wie in der Geest in den Augen dortiger Pfahl- und Spießbürger unvergleichlich besser, vor allem die Landschaft. Und wie sieht diese bei Husum aus: ein graues Wattenmeer mit kleiigem, tonig zähem Grund, in dem ich beim Baden fast stecken geblieben, ein endloser, langweiliger Deich, auf ebenso endlosen Marschen, Kleefelder mit Mastvieh, das Städtchen mit Schloß und dürftigem Schloßgarten, aller waldigen Umgebung entbehrend, weiter einwärts die dürre, trostlose Heide ohne Abwechslung. Das alles findet Storm viel schöner als Potsdams Umgebung.
Daß Storm als Großdeutscher sich mit Fontane, dem eingefleischten Preußen, nicht vertragen konnte, lag schon in der Politik der Zeit, auch sonst haben sich die beiden Theodors mehr abgestoßen als angezogen.
Alles in allem kann es Storni trotz der vielen Berufstätigkeit und der sonstigen kleinlichen Bedenklichkeiten in Potsdam nicht allzu schlecht ergangen sein, Beweis sind die herrlichen novellistischen Schöpfungen, die von 1853 bis 1856 entstanden: „Im Sonnenschein“, ferner „Angelika“ und die neuerliche Erzählung „Wenn die Äpfel reif sind“.
Auch sonst war Storm während seines Potsdamer Aufenthalts literarisch tätig, z. B. schrieb er für das Eggersche „Literaturblatt zum Kunstblatt“
. drei kritische Artikel, die für seine Theorie der Lyrik von Bedeutung sind. Der eine behandelte Klaus Groths „Paralipomena“, die beiden anderen die „Lieder der Liebe“ von unserm in der Brandenburgia-Sitzung vom 16. Mai 1908, Monatsblatt XVII, S. 133 flg. seitens des eigenen Sohnes ausführlich besprochenen märkischem Dichters Martin Anton Niendorf*), der 1844—1846 das Lehrerseminar in Potsdam besucht hatte. Beiläufig und zum Schluß sei noch erwähnt, daß unser Berliner Kind, Paul Heyse, der am 15. März d. J. seinen 80. Geburtstag feiern wird, in dem nämlichen Blatt 1854 eine für Storms Anerkennung wertvolle Abhandlung über ihn selbst verfaßt hat.
XXX. Julius Haeckel: Der 100. Geburtstag der Königlichen Polizeidirektion zu Potsdam. Festschrift zum 30. November 1909. A. a. 0. Nr. 305. Ein schätzenswertes Gegenstück zu der parallelen Veröffentlichung über das Berliner Polizeipräsidium im Jahre 1909.
) Warum Bertz S. 19 „Marc Anton Niendorf' 1 schreibt, ist mir unerfindlich.