Heft 
(1911) 19
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21. (7. ordentliche) Versammlung des XVIII. Vereinsjahres.

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XXX. Neues über E. T. A. Hoff mann. Herr Hans v. Müller, Uhlandstraße 145, dessen geistvoller Vortrag über den berühmten Schrift­steller, Tondichter und Kammergerichtsrat E. T. A. Hoffmann in unserer Brandenburgs Ihnen noch in Erinnerung sein wird, hat uns mit zwei neuen Hoffmann-Studien überrascht, die ich Ihnen vorlege: a) Briefe aus den Bergen von E. T. A. Hoffmann. Mitgeteilt und erläutert von Hans v. Müller in der von unserm Ehrenmitglied Herrn Professor l)r. Julius Rodenberg herausgegebenen Deutschen Rundschau, Januarheft 1910, S. 7395, drei geistsprühende Briefe über eine Reise ins Riesengebirge, ein Brief datiert aus Hirschberg, den 10. Juli 1819, der zweite aus Warmbrunu, den 1. August 1819, der dritte dgl. aus Warmbrunn vom 9. August 1819. Für unsere engere Heimat ergibt sich daraus nicht viel.

Wichtiger für unsere Heimatkunde ist die zweite Schrift: Hoffmanns Ende. Briefe, Urkunden, Verhandlungen aus den Monaten Januar bis Oktober 1822. Mit einer Abbildung des alten Grabsteins in Lichtdruck. Dem elften Bibliophilentage vorgelegt vom Mitglied Nr. 111, Hans v. Müller in Berlin. In der Stadt des Franz Blei im Regina-Palastbotel am 26. Sep­tember 1909. Enthält u. a. die letzten Briefe Hoffmanns an Hitzig, das mit seiner Frau am 26. März 1822 errichtete wechselseitige Testament, die Anzeige des am 25. Juni 1822 erfolgten Todes, die Eintragung ins Toten­register der Jerusalemerkirche, wo er Ernst Theodor Amadeus Hoffmann genannt wird. Ferner die Totenfeier und die Stiftung des Grabsteins, der glücklicherweise 1902 noch in seiner alten Gestalt hat photographiert werden können. Von unserm Standpunkt als Heimatfreunde und Denkmalschützer können wir den Unwillen Hans von Müllers darüber verstehen, daß die Friedhofsverwaltung den noch ganz leidlich erhaltenen Stein fortnehmen ließ und durch einen neuen deplaziert wirkenden Stein ersetzt hat.

Das nähere ergibt der in der Kunstchronik, Leipzig den 4. Dezember 1909, enthaltene nachfolgende Artikel, überschrieben:Denkmalpflege. Unsere Mitteilung über den eigentümlichen Akt von Denkmalpflege, der vor einigen Jahren an E. T. A. Hoffmanns Grabe vorgenommen worden ist, hat in der deutschen Presse Widerhall gefunden, welchem aber eine entrüstete, dieKunstchronik der Urwahrheit zeihende Ableugnung des Kirchen­vorstandes der Jerusalems-Gemeinde gefolgt ist. Herr Hans von Müller, dessen noch im Druck befindlicher Ausgabe von Hoffmanns Brief­wechsel wir unsere Mitteilung entnommen hatten, schreibt uns: Der obere, symbolische Teil von Hoffmanns Grabstein enthielt in der Mitte einen Schmetterling, als Symbol der befreiten Seele, darum schloß sich, als Symbol der Ewigkeit, eine Schlange, die sich in den Schwanz beißt, und zu beiden Seiten sprossen aus den Schlußrosetten der elegant geschwungenen Umrahmung je drei Farnwedel hervor, als Symbole der Auferstehung. Der untere Teil des Grabsteins enthielt die bekannte Inschrift in voll­kommen deutlicher, aber kühn geschwungener Schreibschrift, wie sie zu