Heft 
(1911) 19
Seite
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Fragekasten.

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Hierzu bemerke ich, daß das Ohrringetragen bei See- und Flußschiffern (auch bei unseren brandenburgisehen) noch sehr gewöhnlich ist. Mitunter wird, im Gegensatz zum weiblichen Geschlecht, das aus Schönheitsgründen allemal zwei Ohrringe trägt, von den Schiffern nur ein Ohrring benutzt.

E. Friedei.

Fragekasten.

Über die St. Georgskapelle in Eberswalde teilt Frau Forst­meister Zeising daselbst folgendes mit: Jeder Eberswalder kennt wohl die Georgskapelle, diesen alten gotischen Bau, älter wie das Kloster Chorin, leider jetzt ganz vergessen und zu profanen Zwecken benutzt. Und doch war grade dieser kleine, unscheinbare Bau gewürdigt, die Leiche des größten Glaubenshelden des 30jährigen Krieges zu bergen Gustav Adolf des großen Schwedenkönigs. Nie kann ich an der Kapelle Vorbeigehen, ohne daß meine Gedanken zurückreisen in das Jahr 1632. Einsam lag sie damals da, in Wiesen und Feld gebettet. Aber um sie rauscht es in hohen Baum­kronen, geheimnisvoll raunt es über den Gräbern, die wie Küchlein sich um die Glucke schaaren. Und mein Auge sieht weit zurück und sieh, die Tür der Kapelle ist geöffnet, eine leise Trauermusik erschallt, sanfte Orgeltöne spielen einen ernsten Choral. Und durch die Tür schreiten in tiefer Trauer finnländische Leute, die einen einfachen Sarg tragen. Andere drängen nach, ein Schluchzen ertönt, und der Sarg wird vor dem Altar niedergesetzt ein Geistlicher, der dort wartend steht, spricht tief ergriffen den Segen über die sterblichen fast unkenntlichen Überreste des tapfern Gottesstreiters, die Soldaten sinken in die Knie zum stillen Gebet. Am anderen Morgen wird die teure Last abgeholt. Auf einfachem Gefährt setzt die Leiche Gustav Adolfs ihren Weg nach Wolgast fort, um von da nach Schweden eingeschifft zu werden. In langem Zuge begleiten sie die finnländischen Streiter in Schweden empfängt sie die tieftrauernde Königin. Sollte die Kapelle nicht wert sein, ihrer einstigen Bestimmung zurückgegeben zu werden? Wie herrlich, wenn wieder Orgeltöne erklingen würden, wenn wieder eine andächtige Gemeinde an Sonn- und Festtagen lauschen dürfte.

Die Brandenburgs bemerkt hierzu, daß ihre Mitglieder am 7. Okt. 1906 die um etwa 1300 erbaute Sankt Jürgenkapelle besuchten und einem Vortrag über sie, seitens des Herrn Professor Dr. Boldt andächtig lauschten. Der wüste Zustand des übrigens in leidlich guten baulichen Würden befindlichen kleinen Gotteshauses wurde bedauert und ein ähnlicher, wie von Frau Zeising geäußerter Wunsch allseits rege. Auch für ein kirchliches Orts­museum wäre das Innere wohl geeignet. E. Friedei.