Heft 
(1911) 19
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22,05. ausserordentl.) Versammlung des KVIII. Vereinsjahres.

Montag, den 31. Januar 1910.

Besichtigung der Königlichen Sammlung für Deutsche Volks­kunde und des großen Festsaales, des sogenannten Schlüter­saales, im Hause Klosterstraße 36.

Die Mitglieder derBrandenburgia versammelten sich im Vorraume der im Erdgeschoß des Hauses Klosterstraße 36 aufgestellten Sammlung, woselbst deren Leiter Direktorial-Assistent Dr. K. Brunner, einige Mit­teilungen über die Entstehung und Geschichte der Sammlung machte.

Die Königliche Sammlung für die Deutsche Volkskunde ver­dankt ihre Entstehung dem Bestreben, die Reste ehemaliger deutscher Kultur, welche, wie Kleidung, Hausgeräte, Erzeugnisse der Volkskunst und selbst Häuser, der Vernichtung ausgesetzt sind, zu sammeln und durch sachverständige Zusammenstellung dem deutschen Volke ein übersichtliches Bild von dem häuslichen Leben und Treiben seiner Altvordern zu geben. In dieser Absicht vereinigten sich im Jahre 1888 eine Anzahl Mitglieder der Berliner Anthropologischen Gesellschaft unter Virchows Leitung und brachten in kurzer Zeit durch tätige Unterstützung von Freunden des Volkstums eine hübsche Sammlung von bemerkenswerten Trachten und Gebrauchsgegenständen aus allen Teilen des deutschen Landes zusammen. Die Sammlung wurde in den Räumen der ehemaligen Gewerbe-Akademie (Klosterstr. 36), die der damalige Kultusminister von Goßler zur Verfügung gestellt hatte, untergebracht und am 27. Oktober 1889 wurde das Museum für deutsche Volkstrachten und Erzeugnisse des Hausgewerbes eröffnet. Anfangs genügten die beschränkten Räume des Erdgeschosses im Hause Klosterstr. 36, aber die Sammlung vermehrte sich beständig, sowohl durch einzelne Zuwendungen und Geschenke wie durch Überlassung größerer Sammlungen, und es mangelte bald an Platz. Vergebens traten die Schöpfer des Museums mit der Regierung in Unterhandlung, um ein größeres, geeigneteres Gebäude zur Aufstellung der Sammlungen zu erlangen, vergebens hofften sie, daß der Staat, wie beim Kunstgewerbemuseum geschehen, auch das Trachtenmuseum in eigne Verwaltung übernehmen

würde, alle Unterhandlungen scheiterten zunächst an der

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