Heft 
(1911) 19
Seite
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22. (15. außerordentliche) Versammlung- des XVIII. Vereinsjahres.

Berg von Betten, über die eine rotweiße Decke mit biblischen Darstellungen gebreitet ist. Vor dem Bett liegt ein Säugling in der Wiege, die tressen­geschmückte Patenmütze auf dem Köpfchen. Am Tische mangelt eine L ehde x Bäuerin ein Trauertuch und plaudert mit einer reichgeschmückten Gevatterin aus Burg. Am Himmelbett sitzt die Großmutter am Spinnrocken, in der Nähe des großen Ofens steht ein junges Mädchen in Alltagstracht und schaut auf den Hochzeitsbitter, der, mit Dreimaster, Hochzeitsstab und Tweltuch geschmückt, eben eingetreten ist, um die Bäuerin zur Hochzeit zu laden. Vor der Fensterecke steht der Familientiscli, an der gegenüber­liegenden Wand stehen Schränke und eine Truhe.

Die dann folgende Elsässer Stube dient zur Veranschaulichung des häuslichen Lebens im Elsaß. Man erblickt hier von der Türwand, die fortge­lassen ist, aus im Hintergründe das große Himmelbett mit rot und weiß ge­musterten Vorhängen, daneben einen eisernen Ofen mit biblischen Darstellungen und darüber ein Gestell zum Trocknen der Wäsche. Vorn rechts steht ein altertümlicher Kleiderschrank, neben diesem hängt ein Weihwasser­näpfchen; zwischen dem Bett und dem Butzenscheibenfenster hat die Standuhr ihren Platz. In der Mitte der Stube stehen ein viereckiger Tisch, sechs Stühle mit schöngeschnitzten Lehnen, Kinderstühlchen, Wiege, Spinnrad, Haspel und anderes Hausgerät. Verschiedene Leinenstickereien schmücken den Tisch, den Ofen und ein Eckschränkchen, Heiligenbilder und buntbemalte Schüsseln die Wände. An der Außenseite neben der Elsässer Stube sind zahlreiche Holzschnitzereien aus dem Elsaß, aus der Schweiz und aus Holland ausgestellt, Mangelhölzer, Schmuckkästchen, Lichterkasten, Löffelbretter und Behälter für Fußwärmer.

Diese Gegenstände leiten zum nächsten Raum, zu einer Schweizer­stube, über, deren Einrichtung sehr alt ist. Die Deckentäfelung stammt aus dem Jahre 1644, die Wandvertäfelung mit Büffeteinrichtung und die Bettstelle aus dem Jahre 1682, die übrigen Möbel dürften ein gleiches Alter beanspruchen. Aus dem Jahre 1665 datiert ein Ofen aus Fayence­kacheln von Winterthur, der seiner bildlichen Darstellungen wegen be­merkenswert ist. Auf den Eckkacheln erblickt man Darstellungen von Glaube, Liebe, Gerechtigkeit, Hoffnung, Treue, Geduld, Fleiß und Stärke, auf den oberen Kacheln die Jahrzehnte des Menschenlebens mit den all­bekannten Versehen, auf den unteren Darstellungen der zwölf Monate, dann folgen an der Ofenbank Allegorien der vier Elemente und Dar­stellungen häuslicher Beschäftigungen und schließlich am Gesimse der Bank die Wappen der alten Kantone der Schweiz. Der Ofen ist ein Werk des Hafnermeisters Hans Heinrich Graf aus Winterthur. Im Anschluß an diese Stube sind einige Schweizer Volkstrachten und eine Sammlung von Brautkronen und Frauenkopfschmuck zur Schau gestellt. Dann folgen in zwei Schränken die badischen und württembergischen Trachten, so Bauer und Bäuerin aus dem Schwarzwald, Bauer und Braut aus Betzingen