Heft 
(1911) 19
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22. (15. außerordentliche) Versammlung des XVIII. Vereinsjahres.

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u. a., und verschiedene auf das dort ausgeübte Hausgewerbe bezügliche Gegenstände, und an diesen Raum schließt sich die reichhaltige Sammlung bayerischer Volkstrachten an, von denen aber nur ein kleiner Teil aus­gestellt werden konnte. Durch eine niedrige Tür betritt man dieKuchl eines oberösterreichischen Bauernhauses, an die sich Speiskammer und Stube anschließen. Diese Räume sind mit Originalmöbeln und bäuerlichem Hausgerät ausgestattet und zeigen die aus liegenden Holzbalken errichteten und mit Lehm verstrichenen Wände der oberösterreichischen Bauernhäuser. In den dahinter liegenden Räumen findet man Sammlungen von Trachten und Gerätschaften aus Tirol und Siebenbürgen, darunter eine Anzahl gotischer Möbel mit schönen Schnitzereien und geschnitzte Bauteile aus Tiroler Wohnhäusern.

Im letzten Zimmer ist eine Sammlung vergleichender Art untergebracht, nämlich eine Anzahl Modelle von deutschen Bauernhäusern, die einen Überblick über die volkstümliche Bauweise in Deutschland gestatten. Man findet hier die Nachbildung eines Schwarzwälder Bauernhauses aus dem Kinzigtale bei Hausach, eine reizende Idylle. Das mächtige Haus lehnt sich mit der Hinterwand an eine Berglehne, vorn fließt ein Bach, über den eine steinerne Brücke führt, neben derselben ein Marien­bild. Im Erdgeschoß des Hauses liegen die Ställe und Wagenschuppen, im oberen Stockwerk, zu dem außen eine hölzerne Stiege hinaufführt, sind die Wobnräume der Familie und nach hinten die Schlafräume für das Gesinde, mit eigenem Zugang über eine Gallerie; in der Mitte des Hauses befindet sich die Küche. Unter dem weitüberragenden Dach liegen Scheune und Tenne, der Zufahrtsweg zu denselben führt hinten am Berg­abhang entlang. Die kleine Landschaft ist durch mehrere Figuren in Schwarzwälder-Tracht belebt, Bauer, Bäuerin und Knecht, ein Brautpaar und eine alte Matrone, selbst der Uhrenhändler fehlt nicht. Auf einer anderen Seite findet man das Modell eines westfälischen Bauernhauses aus der Gegend von Osnabrück, ein Lehmfachwerkbau mit Strohdach, in der Mitte die große Diele mit der Herdstätte, zu den beiden Seiten der­selben Pferde- und Kuhställe, sowie einzelne Stuben, und das Modell eines oberbayrischen Hauses vom Salzberg bei Berchtesgaden, ein zweistöckiges Blockhaus mit flachem steinbeschwerten Schindeldach, im unteren wie oberen Geschoß Wohnräume und unten die Küche, rings um das Obergeschoß eine zierliche Laube mit Holzschnitzereien. Ferner sind vorhanden das Modell eines nie der sächsischen Hauses aus Ostenfeld bei Husum, eines Mönchs- guter Fischerhauses und eines Spreewälder Bauernhauses aus dem Dorfe Lehde. Das letzte Model] bringt die charakteristische Form des wendischen Blockhauses zur Darstellung: links die niedrige Stube mit dem großen Kachelofen, der von der in der Mitte liegenden Küche aus geheizt wird, rechts die Viehställe, und unter dem Rohrdach den Hausboden. In diesem Zimmer ist u. a. auch eine große Weihnachts-