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22 . (15. außerordentliche) Versammlung des XVIII. Vereinsjahres.
krippe aufgestellt, die aus Italien stammt und von S. M. dem Kaiser zur Aufstellung überwiesen ist. Der Hintergrund zeigt ein Panorama von Bethlehem, vor diesem sind um die Mittelgruppe der Maria mit dem Kinde gegen 40. Figuren in neapolitanischer Tracht aufgestellt. Diese Figuren sind Nachbildungen neapolitanischer Volkstypen aus dem Anfänge des 18. Jahrhunderts und vorzüglich durchgeführt. Die Krippe soll als Ersatz für die in der Sammlung leider fehlende ältere deutsche Krippe dienen.
Nach dem Kundgange durch die im Erdgeschosse liegenden Räume begaben sich die Mitglieder nach einem im Hofe errichteten Gebäude, wo eine der schönsten Erwerbungen des Vereins, die Hindeloopener Stube, aufgestellt ist. Diese Stube stammt aus dem altertümlichen Städtchen Hindeloopen am Zuidersee in der niederländischen Provinz Friesland und gewährt einen Einblick in das Familienleben der westfriesischen Bauern. Schwere eichene Schränke mit wunderlicher Schnitzerei stehen an den Wänden, die mit Delfter Fliesen getäfelt sind. An der Wand zur Linken befindet sich ein eigenartiger Kamin mit einem sogenannten „Galgen“, einem drehbaren eisernen Arm, an dem die Kessel über das Feuer gehängt werden. Eine ganze Seite des Zimmers nimmt die Bettstatt ein, nach holländischer Art in einem schrankartigen Alkoven befindlich, der nur mit Hilfe eines fünfstufigen Trittes zu besteigen ist. In diesem Bettschrank ruht eine Wöchnerin und vor ihr steht die „weise Frau“, den Säugling im Arme. An einem in der Mitte der Stube stehenden Tisch sitzt die Familie, aus Vater, Großmutter, zwei Mädchen (eine derselben als Braut geschmückt) und mehreren Kindern bestehend, beim Frühstück, einige Kinder spielen im Zimmer umher. Die Figuren sind nicht gerade schön zu nennen, man hat sie indes so gelassen, wie sie in Holland zusammen mit der Einrichtung auf einer Auktion in Amsterdam gekauft worden sind. Alles an dieser Stube ist echt und von dem damaligen Besitzer und seiner Familie benutzt worden, Möbel und Geschirr sowohl als Kleidung und Hausgerät, und es ist als ein Glück zu betrachten und spricht für die Rührigkeit der Vereinsleitung, die 1899 diese Sammlung käuflich erwarb, daß die Hindeloopener Stube auf der betreffenden Auktion nicht auseinandergerissen worden ist. In den Räumen um das Zimmer herum sind verschiedene andere Sachen aus friesischen Gebieten aufgestapelt, außerdem eine Sammlung von Spinnrädern und ein alter Webstuhl, während sich in einem hinteren Raume die Lüneburger Stube, eine Eß- und Trinkstube mit Wand- und Deckentäfelung aus dem Jahre 1520, mit Sandsteinkamin und Zinngeschirr auf dem Büfett und verschiedenen Tischen und Stühlen befindet.
Nachdem der Vorsitzende, Geh. Reg.-Rat E. Friedei, für die Bemühungen des Herrn Dr. Brunner den Dank der Gesellschaft ausgesprochen hatte, wurde unter Benutzung der prächtigen Freitreppe die im zweiten Stockwerk belegene Amtswohnung des Herrn Präsidenten der