24. (8. ordentliche) Versammlung des XVIII. Vereinsjahres.
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vortrug, das, wenn es bekannt geworden wäre, den jungen Leuten, zumal sie noch des „Königs Kock“ trugen, eine Demagogenuntersuchung seitens des bekannten Inquirenten von Kamptz und eine mehrjährige Kerkerstrafe eingetragen haben möchte.
Daß ein solcher liberaler geborner Volksredner 1848 in die Nationalversammlung und 1851 in das Preußische Abgeordnetenhaus gewählt wurde, versteht sich von selbst. Verwunderlich erscheint es vielen heut, daß man agrarisch und dabei liberal sein kann und doch ist das bei Lette, der es bis zum Präsidenten des Landes-Ökonomie-Kollegiums gebracht hat, Jahrzehnte hindurch der Fall gewesen. Namentlich um die Hebung des Bauernstandes hat Lette große Verdienste erworben.
„ Sein nimmer rastender Geist lies sich aber an dieser argrarischen Tätigkeit nicht genügen. Ihm schwebte als ein anderes Ideal vor, die Frauen selbständig zu machen, durch Lernen und Selbsttätigkeit, so war er denn bis in das Jahr 1865 nach dieser. Iticlitung hin tätig und setzte die Gründung des nachmals nach ihm benannten, im Jahre 1866 offiziell ins Leben getretenen Vereins durch, an dessen Erblühen wir uns heut erfreut haben und dem wir mucli ferneres Gedeihen von Herzen wünschen.
Am 3. Dezember 1868 verschied der edle Stifter dieser segensreichen Institution, nachdem er sich deren Tätigkeit nur wenige Jahre erfreut, aber die Zuversicht, daß er mit dem Verein das nichtige getroffen, konnte' er in’s Grab hineinnehmefi.
Voll Anerkennung für das mit dem Lette-Haus für die Erwerbsfähigkeit des weiblichen Geschlechts Geleistete trennten sich die Mitglieder und Freunde der Brandenburgia von dem gastlichen schönen Heim am Viktoria Luise-Platz, nachdem der Vorsitzende, Herr Friedei, der Frau Prof. Elisabeth Kaselowsky und den übrigen führenden Damen den herzlichsten Dank ausgesprochen hatte.
24. (8. oMcle) Venmlig des XVIII. Vereinte.
Mittwoch, den 23. Februar 1910, abends 7'/ s Uhr im Vortragssaal des Märkischen Museums, Märkischer Platz 2.
Vorsitzender: Herr Geh. Reg.-Rat Ernst Friedei. Von denselben rühren die Mitteilungen zu I bis XXV sowie XXIX und XXX her.
A. Allgemeines.
I. Das Schicksal der Königskolonnaden, welches fortgesetzt die Aufmerksamkeit beschäftigt, wird durch folgende Magistrats-Vorlage entschieden, der die Versammlung beigestimmt hat-
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