‘24. (8. ordentliche) Versammlung- des XVIII. Vereinsjahres.
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Herr Generalarzt z. 1). Körting, Mitglied des Zentralkomitees des preußischen Landesvereins vom roten Kreuz und des Hauptvorstandes des Vaterländischen Frauenvereins referierte über Wohlfahrtspflege unter dem Roten Kreuz mit besonderer Rücksicht auf ländische Fürsorge. Die unter dem Roten Kreuz arbeitenden Männer- und Frauenvereine haben satzungsgemäß, neben der Kriegsvorbereitung, im Frieden bei Seuchen, llnglücks- fälleu, Menschenansammlungen und ähnlichen Anlässen Hilfe zu leisten und überhaupt in der Wohlfahrtspflege tätig zu sein. Ein gewaltiges Personal an Fliegern und Fliegerinnen, eine große Anzahl von Krankenanstalten und ein bedeutendes Einrichtungsmaterial dient diesen Zielen, die leider nicht genügend bekannt sind. Redner legte eingehend dar, wie die Sanitätskolonnen vom Roten Kreuz im ganzen Reiche je länger desto mehr bereit und befähigt sind, den Krankentransport im Frieden auch auf dem Lande zu übernehmen und dies in großem Umfange bereits tun. Er zeigte ferner, wie das Zentralkomitee mit Hunderten von transportablen Raracken am Flatze ist, wo kleine Gemeinden in Seuchengefahr geraten, um Kranke und Verdächtige abzusondern. Das Rote Kreuz übernimmt dort auch die Krankenpflege. Eine bis in die kleinsten ländlichen Bezirke ausgedehnte Wohlfahrtsarbeit wird ferner durch die Gemeindeschwestern und Landkrankenpliegerinnen geleistet, die größtenteils den vaterländischen Fraueuvereinen entstammen, von den Frovinzialverbänden und -Vereinen ausgebildet, ausgerüstet und unterhalten werden. Wochenpflege, Säuglingspflege, Kleinkinderbewahrung und ähnliche Anstalten in größter Zahl widmen ihre Hilfe unter dem Zeichen des Roten Kreuzes dem Lande. Den Schluß der Ausführungen bildete der vom Redner ausgedrückte Wunsch, daß die Organe des Deutschen Vereins für ländische Wohlfahrts- und Heimatpflege sich mehr als bisher der überall vertretenen Zweigorganisation des Roten Kreuzes bedienen möchten.
Herr Regierungsassessor, Freiherr von Gayl-Königsberg i. Fr., Direktor der Ostpreußischen Landgesellschaft, sprach aus seiner Praxis über die Erfahrungen auf dem Gebiete der inneren Kolonisation in Ostpreußen. Nach einem kurzen Überblick über die Entwicklungsgeschichte und die Organisation der seit FJ06 in Ostpreußen arbeitenden gemeinnützigen Kolonisationsgesellschaft und einigen Worten über die Notwendigkeit einer energischen Besiedlung des äußersten Ostens aus nationalen, wirtschaftlichen und politischen Gründen ging der Redner näher auf die Ansetzung von spannfähigen Bauern und Landarbeitern durch seine Gesellschaft ein. Die Ansiedlungsmethode der Landgesellschaft schließe sich in ihren Grundzügeu den Erfahrungen der Ansiedlungskommission für Posen und Westpreußen an. Die freiere Beweglichkeit der kaufmännisch arbeitenden Organisation und die zurzeit noch gesunden nationalen Verhältnisse in Ostpreußen gestatteten jedoch eine bessere Ausnutzung aller sich bietenden Erwerbs- möglickkeiten und eine erheblich billigere Arbeitsweise, Es sei daher