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24. (8. ordentliche) Versammlung des XVIII. Vereinsjahres.
möglich, mit sehr viel geringeren Mitteln dieselben Resultate wie in Posen und Westpreußen zu erreichen. — Verkannt dürfe jedoch nicht werden, daß auch Schattenseiten vorhanden seien. Insbesondere sei das Arbeiten mit dem Rentenbankkredit durch den beim Verkauf der Rentenbriefe sich ergebenden und zuweilen 10 Prozent betragenden Kursverlust äußerst schwierig. Das Angebot an Gütern überstiege weit den Bedarf. Von 789 angebotenen Grundstücken mit einem Flächeninhalte von 218 500,87 Hektar seien in etwas über 3 Jahren 38 mit 15 869,17 Hektar zu Besiedelungszwecken angekauft. Die Nachfrage nach Bauernstellen sei außerordentlich groß, während der Verkauf der Arbeiterstellen der schwierigste und am wenigsten aussichtsvolle Teil der Kolonisationsarbeit sei. Ein kleiner, immerhin fühlbarer Rückstrom von Industriearbeitern ostpreußischer Herkunft nach der alten Heimat sei bemerkenswert. Ebenso seien die mit der Ansetzung von Deutsch-Russen gemachten Erfahrungen außerordentlich interessant. Die Aufteilung, soweit der Verkauf der Stellen und der Aufbau der Gehöfte in Frage kämen, ginge sehr flott. Von April bis Oktober entständen völlig neue Dörfer. Die Bauten würden von den Ansiedlern selbst mit Hilfe kleiner Unternehmer ausgeführt. Nur Arbeiterstellen habe die Gesellschaft auf eigene Gefahr selbst gebaut. Alle Anzeichen deuten darauf hin, daß die Gesellschaft bisher lebensfähige Ansiedlungen geschaffen habe. Überraschend sei das Anwachsen des Viehbestandes, der sich stellenweise verdreifacht habe. Die vom Redner angeführten Zahlen seien als Beweis dafür anzusehen, daß die Ansiedlerstellen eine starke Viehhaltung ermöglichten und daß die jährlichen Renten aus dem Vieherlös ohne Schwierigkeiten gedeckt werden könnten. Auf dem Gebiete der Wohlfahrtspflege beabsichtige die Gesellschaft künftig in großem Maßstabe vorzugehen. Alles in allem könne die Gesellschaft mit einiger Zufriedenheit auf ihr bisheriges Werk blicken. In reichlich drei Jahren habe sie mit 2 650 000 Mark eigenem Kapital rund 520 Familien auf lebensfähigen Stellen in Ostpreußen angesetzt. Ostpreußen sei der Wellenbrecher gegen die slawische Hochflut. Sein Ansehen im Reiche stände jedoch nicht im richtigen Verhältnis zu seiner nationalen Wichtigkeit. Aber mit Unrecht! Es wäre sehr wünschenswert, wenn mehr Westdeutsche einmal den Mut fänden, das an Naturschönheiten und historischen Erinnerungen reiche Land im äußersten Osten des Deutschen Reiches aufzusuchen, um sich persönlich zu überzeugen, wie dort auf allen Gebieten, insbesondere auch auf dem der Versammlung am meisten am Herzen liegenden Gebiet der ländlichen Wohlfahrts- und Heimatpflege mit allen verfügbaren Kräften gearbeitet wird.
XI. Vom Märkischen Volksglauben. In der Mark, so schreibt man uns aus dem Kreise Beeskow-Storkow, hat sich bis auf den heutigen Tag mancher alte Volksglauben erhalten. Heult ein Hund in der Nacht und hält dabei die Schnauze nach unten, so stirbt jemand im Dorf, hält