Heft 
(1911) 19
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^4. (8. ordentliche) Versammlung des XVIII. Vereinsjahres.

Bei der einfachen, vornehmen Feier war ich zugegen. U. 31. Herr Baurat Franz Jaffe hielt die Weiherede.

XIX. Nachdem Herr Geheimrat von Loebell das Amt als Ober­präsident der Provinzen Brandenburg und Berlin Kränklichkeits halber leider noch eher, als er in Funktion getreten, hat niederlegen müssen, ist an seiner Stelle der Unterstaatssekretär im Landwirtschafts-Ministerium Wirkl. Geh. Rat von Conrad gewählt worden. Am 13. Mai 1852 ge­boren, besuchte er bis 1871 in Danzig das Gymnasium, studierte dann in Göttingen, Greifswald und Berlin und trat am 3. November 1875 beim Appellationsgericht zu Frankfurt a. 0. in den Justizdienst. 1878 ging er zur Regierung über und wurde 1882 Regierungsassessor. Noch im selben Jahre wurde er mit der Verwaltung des Landratsamts in Flatow beauf­tragt und 1884 endgültig zum Landrat dieses Kreises ernannt. Anfang 1895 wurde er als Hilfsarbeiter in das Landwirtschaftsministerium ein­berufen und im Juli desselben Jahres zum Geheimen Regierungsrat und Vortragenden Rat in diesem Ministerium ernannt. Seit August 1898 Geh. Oberregierungsrat, wurde er im Dezember 1899 Regierungspräsident in Bromberg und im August 1901 unter Beförderung zum Wirklichen Geheimen Oberregierungsrat Chef der Reichskanzlei als Nachfolger des zum Oberpräsidenten von Schleswig-Holstein ernannten Frhrn. v. Wilmowski. Am 27. Januar 1904 wurde Conrad geadelt. Im September 1904 erfolgte seine Ernennung zum Unterstaatssekretär im Landwirtschafts-Ministerium. Im August 1909 erhielt v. Conrad den Charakter als Wirklicher Geheimer Rat mit dem Prädikat Exzellenz, v. Conrad war von 1888 bis 1899 Mitglied des preußischen Abgeordnetenhauses als Vertreter des Wahl­kreises Flatow-Deutsch-Krone und gehörte der konservativen Fraktion an. Unser neuer Oberpräsident entstammt einer Familie, an die innerhalb des letzten Jahrzehntes zwei Königl. Preußische Adelsdiplome gelangt sind: das erste unter dem 18. Juni 1901 an den damaligen Oberstleutnant und Kommandeur des Ulanen-Regiments Nr. 11, jetzt Oberst z. D. Richard Conrad, das andere am Geburtstage des Kaisers im Jahre 1904 an den Geh. Reg.-Rat und Landrat des Kreises Graudenz Adalbert Conrad und an den neuen Oberpräsidenten. Die drei also Ausgezeichneten sind Brüder, der zuerst erhobene Offizier darunter der mittlere. Sie sind Söhne von Hermann Conrad, gestorben 1885, Herrn auf Fronza und Lalkau, Enkel des Justizrats Ferdinand Conrad, gestorben 1837, und Urenkel von Christian Friedrich Conrad, der als Syndikus der Westpreußischen Land­schaft im Jahre 1827 zu Schneidemühl gestorben ist. Die Familie ist also einerseits mit der Landwirtschaft, andererseits mit der Ostmark seit mehr als drei Menschenaltern eng verknüpft, und es dürfte hierauf zurück­zuführen sein, daß das neue Adelswappen in den beiden vorbezeichneten Diplomen im Schilde unter anderen Wappenbildern einen Getreidehalm und auf dem Helme gleichfalls u. a. Ährenhalme aufweist. Die Branden-