Heft 
(1911) 19
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24 . (S. ordentliche) Versammlung des XVIII. Vereinsjahrcs.

gegenwärtige Sekretär der Gesellschaft, Geh. Medizinalrat Dr. Aschenhorn, im Verein mit Dr. Aschoff und Prof. Salzwedel verfallt hat. Die Fest­schrift wirkt mit dem ganzen Reiz eines geschichtlichen Dokuments. Gleich das erste Blatt bringt eine interessante Faksimile-Nachbildung von der ersten Liste der Gesellschaft, auf der die 15 Gründer mit einer einzigen Ausnahme ihren Namen und Stand eigenhändig verzeichnet haben, als erster der bereits erwähnte Klaprotli. Ihm folgen der Künigl. Hofrat Hecker, der Generalchirurgus Wiebel, der Königl. Hofmedikus Grapengießer, der Generalstabschirurgus Goercke, der Gründer der medizinisch-chirurgischen Pepiniere, u. a. Reiches biographisches Material birgt der zweite Teil der Festschrift, der alle Mitglieder, die lebenden wie die bereits verstorbenen, aufzählt und von 272 die Porträte bringt. Manch Charakterkopf ist darunter. Nach den Statuten, die auch heute, nach hundert Jahren, fast unverändert gelten, hat die Gesellschaftden Zweck einer wissenschaftlichen, belehrenden und erholenden Unterhaltung und gegenseitigen Belebung, ohne weiteren Anspruch. Auf Vorschlag des alten Heim gilt für die Sitzungen bis auf den heutigen Tag als unverletz­liches Gesetz, nie von Politik zu sprechen. Die Mitglieder sollenin Liebe und Einigkeit in jeder Sitzung Zusammenkommen und mit freund­lichem Händedruck jedesmal auseinandergehen. Bei dem jährlichen Stiftungsfest schmücken immer mehrere Riesenbaumkuchen die Festtafel. Gegen Ende des Mahles, nachdem die offiziellen Reden verklungen, werden diese Kuchen kunstgerecht zerlegt, verteilt und nicht etwa gegessen, sondern so verlangt es der Brauch nach Hause genommen, wo die einsam wartenden Familienmitglieder sich daran delektieren dürfen. Seit dem Jahre 1893 ist der bekannte Berliner Anatom Waldeyer Präsident der Gesellschaft. Nachdem derselbe beim Festmahl den Kaiser­toast ausgebracht, nahm Geh. Medizinalrat Dr. Aschenborn als ständiger Sekretär der Gesellschaft das Wort zu einer interessanten Festrede, in der er die Gründung und Entwicklung der Gesellschaft darlegte und Dr. Albrecht Aschoff brachte ein Hoch auf die Gäste aus, in deren Namen der Prorektor Kahl dankte. Sanitätsrat Dr. Hans Laehr gedachte in poetischer Form der anwesenden Damen. Anläßlich der Jahrhundertfeier hat Geheimrat Aschenborn im Verein mit Dr. Aschoff und Prof. Salzwedel die Festschrift verfaßt, die einen bedeutsamen Beitrag zu der Geschichte des medizinischen Berlins aus dem vorigen Jahrhundert liefert. Die Bei­gabe der 272 Porträte von Mitgliedern ist außerordentlich dankenswert. Wer findet nicht unter den vielen Charakterköpfen Freunde oder doch Bekannte. Die kurzen Lebensbeschreibungen der Mitglieder sind ebenso verdienstvoll wie nützlich. Die eigentlichen Naturwissenschaften sind in der Gesellschaft immer etwas zu kurz gekommen. Nicht medizinische Mitglieder gab es nur anfangs und auch da nur spärlich. Ebenso sind nicht medizinische Vorträge nur selten gehalten, hierbei ist wohl hindernd