Heft 
(1911) 19
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24. (8. ordentliche) Versammlung des XVIII. Vereinsjahres.

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Die Kammer war noch fast völlig auf die Überschüsse der Rentei ange­wiesen und scheint dieser gegenüber auch sonst nicht selbstständig gewesen zu sein. Dagegen erhielt sie unter Johann Georg durch Zuweisung von Forsteinkünften namhafte eigene Einnahmen, ohne daß die Überweisungen aus der Rentei aufgehört hätten. Zur festen Einrichtung wurde die Abführung der Holz- und Mastgelder an die Kammer aber erst um das Jahr 1021). Als dann später noch andere Einnahmen hinzukamen, änderte sich das Verhältnis zur Rentei insofern, als nun auch umgekehrt Über­weisungen aus der Kammer an die Rentei vorkamen. Auch über die Verwaltung der Kammergelder wurden einige Mitteilungen gemacht. Sie lag bis etwa auf die Zeit Georg 111111011118 einem eigens dazu bestellten Kammerschreiber, seitdem einem Kammersekretär (d. h. einem im Range etwas höher stellenden Beamten) ob, der im Hinblick auf diese seine besondere Funktion den NebentitelPfennigmeister erhielt. Schon damals läßt sich also die noch heute bestehende Kombination von Korrespondenz- Sekretär und Schatull-Venvaltor beobachten. Aber eine Trennung von öffentlichem und fürstlichem Privathaushalt bedeutet das Nebeneinander­besteben von Kammer und Rentei noch keineswegs.

XXVIILDer Seehof, Roman aus dem brandenburgischen Bauernleben, von Ernst Wienecke, Verlag von IV. Jancke in Ebers­walde, 1910; 3, bezw. 3,50 Mk. Der Verfasser, der sich bereits durch die Herausgabe eines kürzlich in zweiter Auflage erschienenen, trigonome­trischen Lehrbuches einen guten Ruf erworben hat, tritt uns in dem vor­liegenden Werke nicht nur als Romanschriftsteller, sondern vor allem als Heimatforscher und gründlicher Kenner ländlicher Eigenart entgegen. Der Seehof ist ein einsamer, idyllisch gelegener märkischer Bauernhof, dessen Bewohner einen armen Kesselflickerjungen und seinen sterbenden Vater aufnahmen und dem Knaben eine Heimat gaben, der, von .ernstem Wollen und Streben beseelt, schließlich ein tüchtiger Mann wird. Wiederholt gerät er unverdientermaßen in den Verdacht des Diebstahls, bis die Sache endlich aufgeklärt wird und der Besitzer des Seehofs dem Verstoßenen Abbitte leistet und ihm seine Tochter zur Frau gibt. Der äußere Verlauf der Geschichte ist also überaus einfach. Versuchungen irgend welcher Art treten an den Helden der Erzählung nicht heran, und schwerere Konflikte und geistreiche Lösungen, die wir sonst in modernen Romanen finden oder auch vermissen, bleiben ihm erspart. Aber dergleichen hat der Verfasser absichtlich nicht hineingeheimnist; denn er will das einfache Landvolk der Prignitz wahrheitsgetreu schildern, und das ist ihm gelungen. Daß vielfach die plattdeutsche Mundart zu ihrem Recht kommt, ist hier besonders deswegen wichtig, weil Wienecke sie vollkommen beherrscht, DerSeehof bietet also auch dem Dialektforscher wertvolles Material. Der Roman ist dem- ersten unter deiTTirärkischen Forschern, Herrn Geheimrat Friedei gewidmet; darin liegt schon ausgedrückt, daß