Heft 
(1911) 19
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24. (8. ordentliche) Versammlung des XVIII. Vereinsjahres.

zeit, in der die Untersuchungen auf einem Brandgräberfeld zwischen Sachsendorf und Klein-Gaglow im Kreise Cottbus geschildert werden. Diese Untersuchungen haben für die Leichenverbrennung in damaliger Zeit folgendes ergeben (a. a. 0. S. 212f):

1. Die Leiche wurde in gestreckter Körperlage eingeäschert, da sich in den Urnen die Knochenreste derart angeordnet fanden, daß die Kopf­knochen oben liegen, darunter die Armknochen und Rippen und am Boden die Becken- und Beinknochen.

2. Die Leiche wurde bekleidet und ausgestattet' mit Schmuckbesitz ohne Entfernung von Weichteilen dem Eener zur Vernichtung übergeben, da sich geschmolzene Metallteile, innig mit Knochenresten verbunden, und zerschmolzener Glas- und Goldschmuck vorfanden, und

3. eine unmittelbare Berührung mit dem Scheiterhaufenholz scheint verhindert worden zu sein, so daß nur die Flamme des Holzstoßes und die strahlende Hitze den Körper berührte und ihn einäscherte, da die großen Holzkohlenfunde, die auf angeglühter Erde und um erhitzt gewesene Steine lagerten, niemals Spuren von Knochenresteu enthielten und sich in den Ge­fäßen mit Knochenasche fast niemals Spuren von Holzbrand fanden.

Diese interessanten Ergebnisse wurden durch peinliche Untersuchung der Einzelgräber und der einzelnen Fundstellen gewonnen.

Außerdem enthält das betreffende Heft desMannus die Fortsetzung einer reich illustrierten Abhandlung von G. Kossinna über denUrsprung der Urfinnen und Urindogermanen und ihre Ausbreitung nach Osten, Aufsätze über seltenere steinzeitliche Funde aus Mecklenburg von R. Beltz, über den neuen Skclettfund des Homo Aurignacensis Hauseri von G. Wilke-Chemnitz, über Wallforschungen auf dem Breiten­berge bei Striegau in Schlesien von H. Schmidt-Löbau u. a.

Es sei bei dieser Gelegenheit auf die interessanten Sitzungen der Berliner Zweiggesellschaft der Deutschen Gesellschaft für Vorgeschichte aufmerksam gemacht, die jeden Monat im Vortragssaale des Märkischen Museums stattfinden und in denen stets bemerkenswerte Lichtbildervorträge über vorgeschichtliche Themata gehalten werden und über die neuesten Funde und über vorgeschichtliche Werke berichtet wird. Aus den bisher gehaltenen Vorträgen seien einige her vor gehoben, die allgemeines Interesse haben dürften:

Germanendarstellungen in der antiken Sklilptur von Gustaf Kossinna, die Chronologie, die Kultur und die Bevölkerung der märkischen Bronzezeit von Albert Kiekebusch,-Trojaburgen von Willy Pastor und die Vorläufer der europäischen Hausformen von Robert Mielke. Außerdem werden fast in jeder Sitzung Berichte über neue Funde in der Provinz Brandenburg gegeben und entsprechende Vor­lagen gemacht und im Sommer Ausflüge nach vorgeschichtlichen Fundstätten