Die .älteren Bauperioden der Lebuser Kathedralkirche.
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oberhalb einer früheren steilgewölbten, deren Consolen tief unten neben den Fenstern zum Teil noch zu sehen sind. Für die zweite Decke ist das Mauerwerk um 2,50 m in Ziegelsteinen erhöht, wie außen und innen zu sehen ist; von den Strebepfeilern nur der an der Nordostecke. Diese Fenster sind gleichmäßig 3 m hoch und 1,25 m breit. Ihre Laibung — auch hier ohne Rundstab — erweitert sich wie beim unteren Stockwerk nach innen und außen, nur bei dem Ostfenster und den beiden benachbarten Nordfenstern steht nach innen die Laibung rechtwinklig zur Innenseite des Mauerwerks. Daher ist hier rechts und links neben dem Fenster bis zur Laibung noch etwa '■'•.> Meter Mauerwerk. Bei diesen drei Fenstern sind die beiden Rundstabpfosten, die jedes der 5 Fenster dreiteilig machen, wie auch die Racksteinfassung des Fensters anders profiliert als bei den beiden westlichen Fenstern.
In beiden Geschossen steht in der Mitte von Norden nach Süden ein hoher spitzer Scheidbogen (Abb. 2). In dem Grundriß von 1706 fehlt innerhalb dieses Anbaues der den Scheidbogen tragende Strebepfeiler sicher nur durch ein Versehen des Zeichners. Die rechtwinkligen Kanten dieses Strebepfeilers im unteren Stockwerk und die des dazu gehörigen ganz glatten Scheidbogens, der sich ohne Absatz nördlich ins glatte Mauerwerk einfügt, sind durch besonders dafür geformte Ziegelsteine abgeschrägt. Im oberen Stockwerk ist Pfeiler und Scheidbogen ebenso konstruiert, aber mit rechtwinkligen, nicht abgeschrägten Kanten. Dieser Unterschied sowie die teilweis schiefe Stellung der oberen Fenster über den ganz andersartigen unteren läßt vermuten, daß das obere Stockwerk dem unteren in einer späteren Bauperiode aufgesetzt ist. Das wird uns zur Gewißheit, wenn wir die Südwand dieses Anbaues, die ihn von dem Kirchenraum trennt, näher betrachten. Hier sehen wir zwei hohe, spitz gewölbte Fenster, senkrecht ins Mauerwerk gefügt, ohne jedes Stabwerk in der Laibung, rechts und links von dem eben beschriebenen Scheidbogen. Sie sind jetzt zugemauert, bilden in der Kirehe eine flache, im Anbau eine tiefe Wandnische. Sämtlicherechtwinkligen Kanten sind durch besondere Formsteine ab geschrägt, wie bei dem Scheidbogen im unteren Stock. Diese Fenster schauten einst über den noch einstöckigen Arjbau hinweg und waren die Nordfenster der von den Hussiten zerstörten Kathedrale. Wir haben hier Bauteile, die älter und andersartig sind als der Dehr’sche Bau. Alle Laibungen sind ohne Rundstab. Das ganze .Mauerwerk zwischen diesen Fenstern bis hoch hinauf ist wie die Nord- und die Ostwand des Anbaues reich mit Granitfindlingen durchsetzt. Dasselbe gilt auch noch von der Wand zwischen dem Kirchenraum und dem mittleren Nordanbau, sowde von den Strebepfeilern, die diese Mauern begrenzen, außer dem einen beschriebenen in der Mitte des länglichen Nordanbaues: sie sind von Ziegeln mit vielen Findlingen durchsetzt. Der große (freilich bis auf eine viereckige Tür zugemauerte) Portalbogen