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Pastor Kornrumpf.
in der liier um mehr als 60 cm dünneren Kirchenwand, durch den man noch jetzt von Norden her in den Kirchenraum eintritt, hat schon dem ersten vorhussitischen Gebäude als Nordeingang gedient, aber damals dicht an der Westwand der bedeutend kleiner zu denkenden Kirche gelegen. Über ihm befindet sich als drittes in der Reihe nach Westen hin ein hohes schmales, aber oben 0,50 m, unten 3,00 m verkürztes Fenster mit senkrechter Laibung, abgeschrägten Ecken ohne Rundstab und darüber ein zweites Fenster, das innen seine Laibung gleichmäßig erweitert und ohne Rundstab ist, also auch in die Zeit vor Delir gehören könnte, wenn nicht die stark abweichende Form der Wölbung es einer verhältnismäßig jungen Bauperiode zuwiese. Das untere Stockwerk des Nordanbaues hat mit dem jetzigen Mittelanbau nicht im Zusammenhang gestanden; es war nach Westen durch eine starke Mauer abgeschlossen, die bis zu dem Durchbruch einer Tür, jetzt im Jahre 1910, offenbar unberührt war.
An diese bis jetzt noch nicht durchbrochen gewesene Wand schloß sich schon in alter Zeit ein Raum, der nicht weiter nach Norden vorsprang, als der jetzt zweistöckige Vorbau, also nur halb so weit als der jetzige quadratische Anbau. Das Fundament wurde bei dem Umbau 1908 10 aufgedeckt und wegen der neuen Heizanlage beseitigt.
5. Rückblick und Ausblick.
So können wir die verschiedenen Bauperioden aus der Zeit vor und nach Delir deutlich unterscheiden. Dabei muß freilich gesagt werden, daß es uns bei der Betrachtung alter Bauwerke ergeht, wie bei der Literar- kritik: es ist leichter Überarbeitungen zu erkennen, als sie zu datieren. Aber schon, daß wir überhaupt Fragen aufwerfen und Antworten suchen, ist eine genußreiche Arbeit des Geistes, die uns über die Materie und alles Vergängliche erhebt, doppelt wertvoll dann, wenn es sich bei'Frage und Antwort um die Zeit der Väter und den heimischen Boden handelt, und um Werke, die ihren lebendigen Wert auch noch für die Gegenwart haben. Das wollte diese Arbeit eines Laien im Baufach bescheiden versuchen. Möge die Neugestaltung der Ftirstenwalder Domkirche durch Herrn Baurat Dihm einerseits Kunstinteresse finden und Kunstverständnis wecken und andererseits die kirchlichen Bedürfnisse der Gemeinde Fürstenwalde befriedigen und den Aufbau der Gemeinde fördern.