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6. (4. außerordentliche) Versammlung: des XIX Vereinsjahres
eine Straße den Namen Skabellstraße nach dem Führer, der mit der Feuerwehr aus Berlin anlangte zur Rettung der Stadt, die im Winter 1870—71 von einer großen Feuersbrunst heimgesucht wurde. Dieser Vortrag wurde mit großem Beifall aufgenommen.
Darauf wurde dem Prignitzer Museum ein Besuch abgestattet und Herr Bahn, der zum Vorstand gehört, übernahm hier die Führung. Herr Bahn gab erst einen Abriß über die Geschichte des Museums, wobei er erwähnte, daß der frühere Landrat des Kreises, der jetzige Polizeipräsident von Berlin, Herr von Jagow, große Verdienste um das Zustandekommen gehabt habe und daß es von dem jetzigen Landrat, Herrn von Grävenitz, lebhaft gefördert werde. Es enthält eine große Anzahl von Schränken mit Gegenständen aus der Vorgeschichte und dem Haushalt der Vorfahren; und die Wände sind mit Bildwerken reich geschmückt. Vor diesem Museum findet sich noch ein Raum, das Dommuseum, mit den Gegenständen, die bei der Renovierung des Domes sich ergeben haben, wie das alte Uhrwerk mit der zugehörigen Glocke, .viele Bausteine, alte Anker aus Holzbalken, die nun durch eiserne ersetzt worden sind u. ä. Außerdem sind hier die Modelle des Domes aufgestellt, und zwar darunter zwei mit Doppeltürmen.
Nachdem diese Sachen genügend bewundert worden waren, stiegen wir hinab auf den Vorplatz und genossen die herrliche Aussicht auf die Umgebung. Zu den Füßen des Beschauers liegt die Stadt umflossen von der Havel, und dahinter breitet sich die Elb- und Havelniederung aus. Die auffälligste Marke ist der mächtige Turm von Sandau, und von den landschaftlichen Merkmalen fallen in die Augen die blauen Berge der Altmark und die Gebüsche am Unterlauf der Havel, welche die Aussicht auf Werben verhindern.
Der Rückweg wurde über die Treppe hinab bewerkstelligt und dann der Weg über die schmale Laufbrücke durch die Stadt nach dem Mühlenholz angetreten. Dieses ist ein ausgedehnter Laubwald zwischen Havel und Elbe, die beide hier in einer Entfernung von 1—2 km sich ungefähr 10 km weit begleiten. Hier ist ein großer Kahn dicht am Ufer befestigt und zu einem Erfrischungslokal eingerichtet, während auch unter den hohen Bäumen am Ufer Tische stehen. Diese Stelle befindet sich dort, wo im Frühjahr 1909 der Deichbruch der Elbe bei dem Dorfe Räbel stattgefunden hatte. An einer Eiche ist eine Marke angebracht, die anzeigt, wie hoch das Wasser damals stand. Die Marke befindet sich weit über Mannshöhe.
Nachdem hier noch eine kleine Erfrischungspause eingelegt worden war, wurde der Rückmarsch angetreten. Ein Teil der Ausflügler war schon mit einem Nachmittagszuge nach Berlin zurückgekehrt während der Rest um 9 Uhr 4 Min. von Havelberg abfuhr und um 11 Uhr 30 Min. in Berlin eintraf.