7. (5. außerordentliche) Versammlung des XIX. Vereinsjahres.
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7. (5. ararordentl.) Versammlung des XIX. Vereinte
Sonntag, den 19. Juni 1910.
Wanderfahrt nach Müncheberg.
Mit dem Vorortzug, der um 8,28 Uhr Vormittag vom Schlesischen Bahnhof abfährt, hatten sich ungefähr 40 Teilnehmer nach dem Bahnhof Strausberg begeben, wo man noch einige Zeit auf einen Nachzug wartete und sich hierauf zu den Wagen begab. Herr Lehrer Mirow aus Müncheberg, der die Vorbereitung für den Ausflug übernommen hatte, und einige Herrn aus Müncheberg sowie aus dem Oderbruch, Mitglieder des Vereins für Heimatkunde des Kreises Lebus, hatten sich schon auf dem Bahnhofe eingefunden. Nachdem nun alle Teilnehmer auf den Wagen untergebracht waren, begann die Fahrt die Chaussee entlang über Hennickendorf und Herzfelde bis zum Gasthaus Heidekrug. Zwischen Hennickendorf und Herzfelde bot sich Gelegenheit, einen Blick auf den Stienitz See und die großen Ziegeleigruben mit den Öfen zu werfen. Im Heidekrug wurde Frühstückshalt gemacht, und hier sprach Herr Rektor Monke über den märkischen Rinaldini Karl Masch, der zwar vorzugsweise im Soldiner und in dem angrenzenden (pommerschen) Pyritzer Kreise hauste, gelegentlich aber auch den Barnim und das Land Lebus unsicher machte, wiederholt im Gasthofe „Wilder Mann“ an der Berlin- Müncheberger Chaussee (Kilometerstein42,5) wohnte und im Heidekrug an der Stobberowbrücke sehr wohl bekannt war. „Dort wo Sie jetzt sitzen und Ihren Kaffee trinken“, so erzählte vor Jahren der alte Wirt im „Wilden Mann“ dem Vortragenden, „hat früher gewöhnlich der Masch gesessen und gegessen und getrunken. Niemand wagte ihn der Polizei anzuzeigen; denn jeder fürchtete seine Rache. Er hat auch oben im Fremdenzimmer geschlafen und ist von hier aus, als Schornsteinfeger verkleidet, auf die Dörfer gegangen. Manchmal hat er sich auch als Frauenzimmer verkleidet, um den Nachstellungen zu entgehen, oder er ist heimlich auf die Heu- oder Strohwagen der Fuhrleute, die nach Frankfurt oder nach Berlin fuhren, geklettert und hat sich in das Heu und Stroh hineingewühlt, wenn man ihm auf den Fersen war.
Karl Masch wurde am 28. April 1824 im Forsthause Brunken bei Berlinchen geboren, wo sein Vater als Arbeiter beschäftigt war. Seit 1838 diente er auf verschiedenen Gütern (Hohenziethen bei Lippehne, Beiersdorf, Neuendorf) als Knecht, wurde 1844 Soldat und nochmals 1848 einberufen, als zur Zeit der Aufstände in Dresden und Baden preußische Truppen dorthin geschickt wurden, kam aber nicht ins Gefecht. Nach seiner Entlassung ging er nach Berlin, um dort leichter mit dem weiblichen Geschlecht, zu dem es ihn übermächtig hinzog, verkehren zu
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