7. (5. außerordentliche) Versammlung des XIX. Vereinsjahres.
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Nun mußte sie ihm alles erzählen, was man von Masch wußte. Zuletzt aber meinte die Frau: „Dem Masch müßte man Nägel durch den Leib treiben, bis er genug hat!“ Mit Aufmerksamkeit hatte der Fremde der Erzählung gelauscht; als nun beide vor dem Hause der Frau angelangt waren, trat der Mann mit ein, überzeugte sich, daß niemand anwesend war, warf die Frau über die Küchenbank und nagelte sie an Händen und Füßen fest, indem er ihr zurief: „Nun weißt du, wie das tut, was du dem Masch gewünscht hast!“ Einst soll er auch ein kleines Mädchen, das er im Walde*) traf, ins Dorf geschickt haben, damit es für ihn recht lange Nägel kaufe. Als nun das Kind zurückkam, da hat’s der Masch mit dem Kopf nach unten an eine dicke Eiche genagelt und sich an den Todesqualen der Kleinen erfreut.
Die gräßlichste Mordtat, die nicht nur der Volkssage, sondern leider auch der AVirklichkeit angehört, beging Masch am 10. Mai 1861 in Chursdorf bei Filehne. Hier ermordete er die aus 6 Personen bestehende Familie des Müllers Baumgarten. Besonders diese Untat hat sich tief in das Gedächtnis des AWIkes eingegraben, sie wurde in Bildern dargestellt, die auf den Jahrmärkten**) (Oderberg) gezeigt und besungen wurden. Die Sage erzählt, Masch habe das jüngste Kind, den kleinen Rudolf, aus dem Bett gerissen, und obgleich ihm der Knabe zugerufen: „Lieber Onkel, mir tust du doch aber nichts!“, mit dem Kopf gegen die AAhiml geschleudert,
In der Nacht vom 21. zum 22. August desselben Jahres ermordete und beraubte Masch den Fuhrmann Piper zwischen Heckeiberg und Tiefensee. Dann wandte er sich nach Müncheberg und verpraßte in einer jetzt nicht mehr vorhandenen Schenke von Röseler in der Französischen Straße einen Teil der Beute. Am folgenden Tage ging er nach Frankfurt, wo er endlich dingfest gemacht wurde. Im „Neuen Pitaval“ wird ausführlich beschrieben, wie Masch dort in der Trunkenheit mit dem Polizisten Rück zusammengeriet und verhaftet wurde. Die A T olkssage***) aber stellt den \ T organg so dar: Masch habe sich auf der Straße ungebührlich benommen, worauf ihm der Polizist zugerufen habe: „Marsch fort!“ Da soll denn der Bösewicht verstanden haben: „Masch fort“. Er glaubte, er sei erkannt und fragte überrascht: „Woher wissen Sie denn, daß ich Masch heiße?“ So verriet er sich. Das Schwurgericht zu Oüstrin verurteilte ihn zum Tode, und die Strafe wurde dort an ihm am 18. Juli 1864 vollzogen. Unter den märkischen Räubern hat wohl keiner mehr Eindruck auf die Einbildungskraft des Volkes ausgeübt als Masch; ein ganzer Sagenkranz,
*) Auch diese Sage stammt aus AVriezen.
**) Nach Mitteilungen des Restaurateurs Herrn Klapper in Berlin als eines Augenzeugen und eines Fräulein Dennier, (Berlin, Pankstr. 71), deren Vater, Forstkassenrendant in Quartscheu bei Ciistrin, einst selbst von Karl Masch im Walde angefallen worden war, wie mir die Tochter mündlich mitteilte.
***) Nach mündlichen Mitteilungen.