7. (5. außerordentliche' 1 Versammlung des XIX. Vereinsjahres.
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Zweifel, daß die damals errichtete Mauer die noch heute stehende ist. Noch erkennt man ganz deutlich 5 übereinander liegende Schichten; aber freilich hat auch an ihr in den 600 Jahren der Zahn der Zeit genagt. Die ursprüngliche Höhe von 5 m hat sie nur noch an einer Stelle im Nordwesten, und die beiden Ecktürme an der Nordseite sind schon im 18. Jahrhundert abgetragen worden; aber noch zeigen die Vorsprünge in der Mauer die Verteilung der ehemaligen Weichhäuser, die, 29 an der Zahl, zur Verteidigung der Mauer eingebaut waren. Vor den beiden Toren im Osten und Westen waren tiefe Gräben mit Zugbrücken vorhanden. Von diesen Toren — ein drittes hat die Stadt nie gehabt — scheint auch nach der Bauart das Frankfurter mit dem runden Torturm das ältere und das mit der Mauer gleichaltrige zu sein, während das Berliner 1344 als das „Neue Tor“ bezeichnet wird; bis dahin hieß das Frankfurter das „Sten-Tor.“ Von beiden steht heute nur noch je ein Turm, aber auf einem alten Stadtplan vom Jahre 1724, der im Museum aufbewahrt wird, sind beide wenigstens im Grundriß dargestellt; eine beigefügte Kartusche zeigt die Ansicht des Berliner Tores. Beide Tore waren Doppeltore; d. h. vor dem Haupttore, zu dem die noch jetzt vorhandenen Türme gehörten, war ein zweites aufgerichtet, das mit dem ersteren durch hohe Mauern verbunden war, zwischen denen die Straße hindurchführte. Das „Vortor“ war als Haus gebaut, in dem später der Torschreiber wohnte, und mit einer Zugbrücke versehen. Neben dieser standen außerhalb der Stadt das „Pesthäuschen“ für die seucheverdächtigen Fremden und innen am Haupttor die Wackthäuser. Der Berliner Torturm ist ganz aus Backsteinen erbaut; neuerdings hat er aus Verkehrsrücksichten einen Durchgang erhalten. Der Cüstriner (Frankfurter) Torturm, der wegen seiner 2£ m starken Wände im Volksmunde „der dicke Turm“ heißt, besteht in der unteren Hälfte aus Feldsteinen. An diesem Turme hängt die Keule mit der bekannten Inschrift.*)
Das Stadtbild innerhalb der Mauern hat sich im Laufe der Jahrhunderte wenig geändert. In den beiden Stadthälften kommen je zwei
*) Wer 'giebt seinen Kindern Brod und leidet selber Noth den soll man schlagen mit dieser Keule todt.“
Dieser Vers steht auf einer Zementtafel, die der Graf Hardenberg anbringen ließ, weil die ältere, hölzerne Tafel um 1840 verfallen war. In Müncheberg meinte man früher, die Keule sei ein Wahrzeichen solcher Städte gewesen, die einst Weinbau getrieben hätten. Man hielt sie sogar für eine Weinrebe, bis im Jahre 1890 einquartierte Soldaten sie herunternahmen, allerlei Unfug damit trieben und sie durch die Stadt schleiften. Diese Missetat, die gebührend bestraft wurde, hatte jedoch auch ihr Gutes; sie verschaffte den Münchebergern Gelegenheit, die sagenhafte Keule einmal in der Nähe betrachten zu können, um sich zu überzeugen, daß sie aus knorrigem Kiefernholze bestand.