7. (5. außerordentliche) Versammlung des XIX. Vereins] ahres.
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Bürger wieder Kriegsdienste zu leisten hatten, so ist es erklärlich, daß Müncheberg keine Reichtümer gesammelt hat. So mußte die Stadt z. B. im 2. Schlesischen Kriege dauernd 10 Mann zur Wache an der nahen sächsischen Grenze bei Müllrose stellen, und eine Jungfer Pauli, die sich weigerte, die Wache zu beziehen, sollte ihrer Privilegien deswegen verlustig gehen. Einen interessanten Blick in die sozialen Verhältnisse und die Sicherheitszustände dieser Zeit gestattet das Urteil über eine Mordbrennerbande, welche mehrere Jahre lang die Stadt in Schrecken hielt. Es stellte sich heraus, daß an der Spitze der Räubergesellschaft der Herr Bürgermeister stand; auch der 2. Bürgermeister hatte sich an dem einträglichen Unternehmen beteiligt. Das gerichtliche Verfahren endete damit, daß von den 31 verhafteten Personen beiderlei Geschlechts 6 zum Tode durch das Rad, Schwert oder Eener und die übrigen bis auf 8 zu schweren Zuchthaus- und Festungsstrafen verurteilt wurden. Der Haupträdelsführer war entflohen, und der erste Bürgermeister erhängte sich im Gefängnis.
Noch einmal kamen mit der französischen Fremdherrschaft schwere Zeiten über unsere Stadt; aber der Bau der Chausseen nach Frankfurt (1802), nach Cüstrin (1816) und nach Eberswalde (1830) hob den Verkehr und brachte der Stadt nach Beendigung der Freiheitskriege auch einen gewissen Wohlstand. Doch dauerte die Blütezeit nur ein halbes Jahrhundert. Die 1867 eröffnete Ostbahn und die Niederschlesisch-Märkische Bahn entvölkerten in kurzer Zeit die vorher so belebte Landstraße, und Müncheberg wurde wieder, was es gewesen, ein ackerbautreibendes Landstädtchen.
Hier im Rathaussaal hatte Herr Mirow auch den berühmten Runen- speer aufgestellt, der beim Bau des Bahnhofs Dahmsdorf-Müncheberg gefunden wurde. Es ist eine Speerspitze aus Eisen mit Zeichen, die wohl den Namen eines ostgotischen Königs aus dem Jahre 450 n. Chr. bedeuten. Außer den Runen Anden sich noch andere Zeichnungen, z. B. auf der einen Seite der Mond und der Schleuderblitz und auf der anderen das Hakenkreuz und ähnliche Symbole. Die Vertiefungen waren mit Silber ausgelegt, das aber geschmolzen ist und nur noch als Tröpfchen sich erhalten hat. Die schwarzen Urnen, die sich in den Fundamenten der Häuser gefunden haben, erklärt Herr Geheimrat Friedei für zugehörig zu Bauopfern, wie sie im 15. Jahrhundert üblich waren.
In einem benachbarten Zimmer befindet sich das Museum für Heimatkunde des Kreises Lebus, das außerordentlich reichhaltig ist. Die wertvollsten Stücke sind wohl die beiden Urkunden, nämlich die des Landgrafen Friedrich von Thüringen aus dem Jahre 1327 und die Ludwig des Römers vom Jahre 1328. Ferner ist beachtenswert eine Münzsammlung von etwa 1000 Stück aus den Jahren 1500—1600, die sich im Boden in einer Feldflasche eiugescklossen gefunden hat und die wohl die Ersparnisse eines Landsknechts vorstellt. Von der Decke hängen einige Fahnen herab, und die eine Wand ist mit militärischen Ausrüstungsstücken aller Art