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7. (5. außerordentliche) Versammlung des XIX. Vereinsjahres.
geschmückt. Sodann ist noch eine reiche Sammlung menschlicher Schädel zu erwähnen, sowie eine solche aus tierischen Schädeln und Geweihen. In einem Nebenzimmer befinden sich die Altertümer aus der Kirche, z. B. der mittlere Teil des Hauptaltars. Dieses reichhaltige Museum, das sehr sorgfältig verwaltet wird, ist leider in seinem Raume sehr beengt, so daß es wünschenswert ist, daß es baldmöglichst besser untergebracht wird.
Nach Besichtigung des Museums begab sich die Gesellschaft wieder auf die Straße zurück zur Wanderung durch die Stadt. Zunächst wurde die Kirche besucht, die auf dem östlichen Hügel steht, an dessen Fuß eine Bronzebüste des Fürsten Bismarck aufgestellt ist. Der Hügel hebt sich deutlich aus der Umgebung heraus, so daß der Kirchturm von Müncheberg für die ganze Umgegend eine deutliche Landmarke ist. Der älteste Teil besteht aus Feldsteinen, und der Turm ist 1826 von Schinkel erbaut, er steht etwas vor der Kirche und ist mit ihr durch eine Überdachung verbunden, ebenso ist auch die Tür jüngeren Datums. Im Innern der Kirche ist die Grenze zwischen dem alten und dem neuen Teil sehl- deutlich zu erkennen, weil im Inneren des älteren Teiles zwei mächtige Säulen das Gewölbe tragen, an dessen Stelle ursprünglich eine Balkendecke sich befunden hatte. Zwischen dem alten und dem neuen Teil befand sich ehemals ein Balken mit einem Triumphkreuz. Der Altarraum liegt nicht in der Achse der Kirche. Von dem ehemaligen Altar sind die beiden Flügel als Bilder an der Wand aufgehängt. Der Altar und die Kanzel sind ganz modern und sind von Müncheberger Bürgern geschnitzt worden.
Von der Kirche begab sich die Gesellschaft zum Küstriner Tor, von dem nur noch der runde Turm erhalten ist. Man erkennt aber deutlich, daß er nur den einen Flügel des Tores bildete. Im Volksmunde heißt er der dicke Turm und trägt auf der Spitze seines kleinen kegelförmigen Aufsatzes ein Storchnest, das leider bei dem letzten Sturm mit samt den Eiern herabgeworfen wurde, so daß gerade einer der beiden Gatten ganz betrübt auf der alten Wohnstätte stand.
Wir folgten nun der Stadtmauer auf der nördlichen Hälfte bis zum Berliner Tor. Unter den Steinen findet sich ein merkwürdiger Gneißblock, der an einer Stelle rötlich gefärbten Quarz enthält und wegen seiner auffälligen Zeichnung und Farbe Anlaß zu Mythenbildung gegeben hat, Die Sage berichtet, daß ein Mädchen hingerichtet werden sollte, obgleich es fortgesetzt seine Unschuld beteuerte, und als nun die Richter sich nicht überzeugen ließen, sagte es, daß der Richtblock sich in Stein verwandeln werde zum Zeugnis ihrer Unschuld*). In der Mauer sind noch die Weichhäuser erhalten, so zu sagen Erker, damit die Verteidiger auch den
*) Herr Rektor Monke bemerkt hierzu: Der alte Herr Arndt sagte mir ea. 1903, die Sage habe Dr. Eschenhagen fabriziert. Heute behauptet man, sie sei in Müncheberg schon vorher bekannt gewesen.