Heft 
(1911) 19
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7. (5. außerordentliche) Versammlung- des XIX. Vereinsjahres.

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Feind noch abwekren konnten, wenn er schon dicht an der Mauer war. Neben dem Berliner Tor, von dem sich ebenfalls nur ein Turm, aber ein viereckiger, erhalten hat, ragt die Mauer noch 5 m hoch empor. Am Berliner Torturm steht folgende Inschrift: Zum Andenken an die Gründung der Stadt am 29. Juni 1232 und an die Verwüstung derselben durch die Hussiten am 17. April 1432, gestiftet vom Verein für Heimatkunde in Müncheberg 1882.

Unweit des Tores liegt der Platz des alten Hospitals und dort hat man bei einem Neubau im Boden viele Skelette gefunden und wieder vergraben.

Sodann führte Herr Mirow die Gesellschaft noch in einen Garten, um die Rosenstöcke zu zeigen, die im Frühjahr 1838 von zwei kleinen russischen Prinzen während eines kurzen Aufenthaltes in Müncheberg gepflanzt worden waren. Im Mai 1838 reiste die Kaiserin von Rußland nach Berlin; die beiden Großfürsten Nikolaus und Michael waren voraus­gefahren und erreichten am 17 5. Müncheberg, wo sie im Gasthof zur Stadt Berlin abstiegen und ihre Mutter erwarteten, die am 19. in der Stadt eintraf. Während der beiden Tage ihres Aufenthaltes in Müncheberg- vergnügten die beiden Prinzen sich damit, einen Ziegenbock, den man ihnen gebracht hatte, vor einen kleinen Wagen zu spannen und damit durch die Straßen zu kutschieren. Am 18. fuhren sie beim Bürgermeister vor und pflanzten in dessen Garten, der heute zum Hause des Kaufmanns Blume, Mittelstr. 97 gehört, zum Andenken an die schönen Tage von Müncheberg eigenhändig zwei Rosenstöcke. Noch heute sprießen aus den Wurzeln der damals gepflanzten Rosen mehrere Sträucher.

Nach diesem Abstecher teilte sich die Gesellschaft, ein Teil wanderte sofort nach dem Schützenhaus und der andere begab sich zur Flocken- fabrik. In ihr werden Kartoffeln zu einem haltbaren Futter verarbeitet. Nachdem sie zunächst gereinigt und gekocht worden sind, werden sie zwischen zwei Walzen zu einem dünnen Schleier gepreßt, der dann von Messern abgekratzt wird. Gleichzeitig werden sie hierbei auch getrocknet.

Im großen Saale des Schützenhauses, der mit einer stattlichen Anzahl von Scheiben geschmückt ist, fand sich die Gesellschaft beim Kaffee wieder zusammen und unternahm nachher noch einen kurzen Spaziergang durch die Anlagen, bis es Zeit geworden war, nach dem Bahnhof zu wandern. Am Nachmittag hatten sich noch mehrere Damen und Herren aus Müncheberg angeschlossen, die uns noch z. T. das Geleit gaben. Mit dem Zuge 8 Uhr 34 Min. wurde die Rückfahrt angetreten.