Heft 
(1911) 19
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Zwei Berliner Schulmänner im achtzehnten Jahrhundert.

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Die methodischen Anweisungen erstreckten sich auf die Erteilung des Lese-, Rechen-, Schreib- und Katechismusunterrichts; sie waren streng schematisch und für jede Unterrichtseinheit fest bestimmt. Die Buchstaben­methode war das A und 0 der Ausbildung. Jeder Buchstabe mußte nach Form, Karne, Aussprache, Einteilung und Gebrauch behandelt werden. Dem Buch­stabieren wurde eine lange Zeit gewidmet, und es ist gewiß mehr als über­trieben, wenn Hähn zu einem Musterbeispiel das Wort beschauen läßt er zerlegen 110 Fragen gebraucht und dann erst zum Lesen des Wortes kommt. Über das Lesen selbst wurden den Seminaristen Leseregeln gegeben und ihre Anwendung theoretisch und praktisch gezeigt, (s. Note 3 Seite 310.) Das Rechnen wurde nach Regeln gelehrt und der Seminarist augehalten, den Grund des Verfahrens anzugeben und den Beweis dafür zu erbringen. Wie im Buchstabenunterricht, so mußte auch im Schreibunterricht der Gang der genetischen Entwicklung streng innegehalten werden; das auf dem Seminar angelegte Schreibbuch blieb ein Musterbuch für das spätere Leben. Dem Auswendiglernen wurde in methodischer Hinsicht große Aufmerksamkeit erwiesen. Die Zöglinge empfingen eingehende Belehrungen über seinen Nutzen und über die Art und Weise seiner Handhabung durch den Lehrer. Die Einprägung des Katechismus, (s. Note 4 Seite 310) der Sprüche, Bibelstellen und Lieder geschah nach Tabellen, die auch bei der planmäßigen Wieder­holung gebraucht wurden. Der Haugtgegenstand der Methodik war die Kate­chese. Es wurden Fragen wie: Was heißt katechisieren? Wann mag das Katechisieren aufgekommen sein? Welchen Nutzen bringt es? Bei welchen Sachen läßt es sich anwenden? eingehend erörtert, ehe man eine spezielle Anweisung erteilte. Diese erfolgte wieder durch Regeln, die sich auf den Katecheten, den Katechumenen, auf die Art und Weise der Katechese selbst und auf ihre Hilfsmittel (Bücher) bezogen. Der dritte Punkt, die Art und Weise, wie katechisiert werden soll, war der wichtigste. Die Frage danach wird dahin beantwortet:Man hat hierbei teils auf die Sache selbst, teils auf die Fragen, welche der Katechet an die Katechumenen zu tun hat, teils auf die Antworten der Katechumenen und auf das Ver­halten der Katecheten bei solchen Antworten zu sehen. Die Sache selbst, d. i. der Stoff, mußte in tabellarische Ordnung gebracht werden; hierin liegt nach Hahns Meinung der Schwerpunkt der Katechese, (s. Note '' Seite 312.) Wenn diese Bedingung erfüllt ist, werden auch die Fragen deutlich undverständig gegeben und die Antwortenrichtig und fertig erteiltwerden. Letztere bilden dann wieder neue Anknüpfungs­punkte für den Lehrer, der bei dieser Gelegenheit auf das Herz der Kinder durch fromme Ermahnungen wirken kann.

Die praktische Ausbildung der Seminaristen war mit der wissenschaft­lichen und methodischen eng verbunden. DerGrundsatz des gesamten Seminar­unterrichts war: Die Zöglinge so zu unterrichten, wie sie später die Kinder unterrichten sollten. Nach jeder Lehrstunde (s. Note 6 Seite 312)