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Friedrich Wienecke. *
Es wurden dann Kegeln über Buchstabieren, Aussprache der Wörter, Abteilen der Wörter und über Interpunktion geboten. Weiter folgen: das
53. Kapitel aus dem Jesaias, das Pfingstkapitel, ein Lied: Anrede Jesu an die Herzen der Kinder (12 Str.) und Antwort der Kinder (12 Str.), der kleine Katechismus Luthers, zum Katechisieren bequem eingerichtet, christliche Fragestücke, der Morgen- und Abendsegen, die Haustafel und aus der Bibel aufgesuchte schwere Wörter zum Buchstabieren. Das ganze Büchlein umfaßt 88 Seiten in Oktavformat; aus ihm ist später das „Berlinische neu eingerichtete Abc-, Buchstabier- und Lesebüchlein“ und das „Lehrbüchlein zu Unterricht der Kinder auf dem Lande“ — beide durch Generallandschulreglement § 20 privilegiert — hervorgegangen, ferner „Von der Einrichtung nützlicher Schulen für die zarteste Jugend, Magdeburg 1744“ und „Fortgesetzte Anmerkungen zur Einrichtung nützlicher Schulen für Kinder, die an Jahren und Wissen weitergekommen sind. Magdeburg 1745.“
Elf Jahre hatte Hahn mit großem Segen im Kloster Berge gewirkt und seinem Namen in der pädagogischen Welt einen guten Ruf verschafft, da folgte er einem Ruf als Feldprediger des Regiments Gensdarmes (Kürassiere Nr. 13) nach Berlin. Es ist ungewiß, ob ihn Streitigkeiten mit dem Abt Steinmetz zu dem Wechsel trieben, oder ob er in Berlin einen weiteren, größeren und glänzenderen Wirkungskreis zu erlangen hoffte; jedenfalls war man an beiden Orten eifrig um seine Person bemüht. Der Abt Steinmetz bat den König in einem Gesuch, Hähns Berufung rückgängig zu machen, und ihm die Nachfolge als Abt zu sichern. Die Berufung aber war Tags zuvor abgesandt, und der Monarch soll geäußert haben: „Es soll mich wundern, ob Hähn Abbe bleiben oder Feldprediger werden wird.“ In Berlin wurde ihm der Leseunterricht bei dem Prinzen Friedrich Wilhelm von Preußen, dem nachmaligen König Friedrich Wilhelm II. übertragen, der mit Sprachschwierigkeiten zu kämpfen hatte und das Lesen schwei- erlernte. Hähn löste diese Aufgabe unter Anwendung von Hilfsmitteln, wie Figuren, Ausschnitten, Bildern usw., die damals in der pädagogischen Welt unbekannt waren und deshalb Aufsehen erregten. Der Prinz hat seinem Lehrer stets ein treues Gedenken bewahrt, und seinem Einfluß oder seiner Fürsprache soll er es zu danken haben, daß er nach seiner plötzlichen Entlassung 1771 aus dem Kloster Berge ein im Range gleichstehendes Amt wieder erhielt.
In Berlin wurde Hähn persönlich mit Hecker bekannt, und mit dieser Bekanntschaft beginnt eine neue Epoche seiner Wirksamkeit, In den Mußestunden unterrichtete Hähn in der Realschule, im Seminar und in der großen deutschen Schule und fand auch sonst Gelegenheit, sich mit Heckers Ideen Schöpfungen vertraut zu machen. Daneben war er schriftstellerisch tätig. Es erschienen „Agenda Scholastica oder Vorschläge, Lehr-