Heft 
(1911) 19
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Friedrich Wienecke.

war. Er hatte gehofft, als Feldprediger des Elite-Regiments lind als Prinzenerzieher zu diesem ehrenvollen Posten zu gelangen; aber der König hatte den Philologen Decker ernannt, mit dem Hahn bald in Streit geriet. Das Anerbieten Heckers, sich ganz seinen Schulanstalten zu widmen, kam er freudig nach und trat als Inspektor der Realschule und Pfarr-Adjunkt in den Lehrkörper der schon berühmten Anstalt ein. Die Zeit seiner Amtstätigkeit an der Realschule von 175259 ist der Höhepunkt seines Schaffens und Wirkens. Seine Schulprogramme zeigen den Geist der Lelir- und Lernarbeit, der in dieser Anstalt herrschte, sehie naturwissenschaftlichen und mathematischen Lernbücher lassen erkennen, in welchem Umfange diese Disziplinen in ihr getrieben wurden und die im Generallandschul­reglement § 20 genannten und empfohlenenLehrbüchlein zum Unterricht für Kinder auf dem Lande,Das neu eingerichtete Buchstabir- und Lese­büchlein, und der 2. und 3. Teil desBerlinischen Schulbuchs entstammen seiner Feder. Durch sie und durch die Lehrerbildung, die ihm oblag, hat sich Hahn wie einst um das magdeburgische, so um das kurmärkische Schulwesen verdient gemacht.

1759 ernannte ihn der König zum Generalsuperintendenten der Altmark in Stendal. Hahn gründete hier eine Evziehungs- und Schulanstalt für Knaben aus den besser gestellten Gesellschaftskreisen. Über diese Privat­anstalt ist wenig bekannt geworden; das einzige Urteil über sie ist kein günstiges; wenn es auch das eines 14 jährigen Knaben ist, so ist es doeh nicht als ganz wertlos anzusehen. Der Oberst August Heinrich von Quitzow schreibt in seinen Lebenserinnerungen:

Mit vierzehn Jahren brachte mich mein Vater nach Stendal. Dort hatte der GeneraLuperintendent Hähne eine Pension etabliert. Dieser Mann hatte sich als Direktor der Realschule in Berlin als Schulmann einen sehr übel begründeten Namen erworben. Dieser Mann suchte bloß zu glänzen; er übergab seine Pensionäre an einen Lehrer, bei dem wir wohnten, der gleich anmaßend und scheinheilig war. Die echt religiösen Gesinnungen und Handlungen meines Vaters schützten mich vor Frömmelei und Scheinheiligkeit; aber sie konnten nichts dazu tun, meine wissenschaftliche Bildung zu leiten, und bei aller Begierde, die ich hatte, meine Kenntnisse in jeder Art zu vermehren, verließ ich diese Anstalt, nachdem ich an einem Fieber einige Monate krank gelegen hatte, ohne auch nur den geringsten Nutzen von dem ganz zwecklosen Unterricht gehabt zu haben und ging dem Befehl meines Vaters zufolge ins elterliche Haus zurück. 1 )

1762 wurde Hähn zum Nachfolger seines ehemaligen Beförderers Steinmetz zum Abt des Klosters Berge bei Magdeburg gewählt. Steinmetz

') 3. Julifest 1907 derBrandenburgs.