Zwei Berliner Schulmänner im achtzehnten Jahrhundert.
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soll selbst ihn dem Konvent des Klosters empfohlen haben, und seinem Vorschlag ist man um so freiwilliger gefolgt, da man von Hahns pädagogischer Tüchtigkeit überzeugt war. Am 7. Oktober trat er sein neues Amt an; aber es war ein dornenvolles und stets von Widerwärtigkeiten erfüllt. Durch den Krieg waren die finanziellen Verhältnisse arg in Verfall geraten; eine große Schuldenlast ruhte auf dem Kloster. Da war Sparsamkeit vor allen Dingen geboten. Hahn übte sie; aber darüber verlor er die eigentliche Aufgabe der Anstalt aus dem Auge. Statt darauf zu sehen, die Schülerzahl zu heben, sah er es gern, daß sie sie sich verringerte, um sparen zu können, und bot so seinen Feinden einen Angriffspunkt. Dazu kamen Streitigkeiten mit dem Kektor Jonä, der endlich die Anstalt verließ, und dem Lehrerkollegium, und Klagen aller Art drangen zu den Ohren des Königs. Dieser hatte mit anerkennenden Worten in der Ernennungsurkunde vom 8. April 1764 seiner Tätigkeit an der Realschule gedacht; aber er wurde andern Sinnes. Der König wandte nach dem siebenjährigen Kriege dem Schulwesen eine erhöhte Aufmerksamkeit zu und erkundigte sich gelegentlich der Revuen, die er bei Magdeburg abhielt, nach der Entwicklung des Klosters, die ihm in schwarzen Farben gemalt wurde. Der bekannte Oberst Lentulus hatte seine Söhne dem Kloster zur Erziehung überwiesen; da sie sich aber höchst unartig und widerspenstig benahmen, hatte sie Hahn mit dem Bemerken fortgeschickt, daß sie der Schule nur zum Verderben gereichten. Der Oberst, über diese Maßnahme aufgebracht, sagte dem Könige: „Hahn mag ein guter Ökonom sein; aber um die Schule kümmert er sich wenig. Allenfalls mag er Dorfpriester sein und Betkinder erziehen; aber Kavaliere können dort nicht erzogen werden!“ Diese Klage hatte den gewünschten Erfolg. Der König, dem Hähns pietistische Religionsanschauung bekannt war und dem sie übertrieben pietistisch geschildert wurde, nahm Partei gegen Hähn, und seine Eingenommenheit gegen ihn steigerte sich zum Haß, der in den an den Minister von Münchhausen gerichteten Kabinettsorders deutlich hervortritt. Münchhausen suchte den Monarchen günstig zu stimmen, geriet aber daüber selbst in Ungnade, so daß dem Minister von Zedlitz das geistliche Departement schließlich übertragen wurde. 1767 mußte das Konsistorium die Anstalt revidieren. Die Revision genügte dem König nicht. Eine neue Kommission, bestehend aus dem Oberhofprediger Sack, dem Propst Spalding, dem Regierungsrat Schröder und dem Direktor Sulzer, wurde mit der Untersuchung beauftragt. Das Ergebnis war, daß dem Rektor Kinderling die Leitung der Schule allein übertragen wurde und Hähn nur das Amt des Generalsuperindenten verblieb. 1 ) Am 31. Oktober 1769 erließ der Monarch an den Minister von Münchhausen eine Kabinettsorder, in der es heißt:
*) S. D. Anton Friedrich Biisching. Charakter Friedrich des Großen, Karlsruhe 1789. 2. Auflage.