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Friedrich Wienecke.
für Soldatenkinderschulen“ in stattlicher Menge erschien. Es werden in ihnen Geschichten von Mut, Tapferkeit, Entschlossenheit, Königstreue, Vaterlandsliebe usw. geboten; aber leider waren die meisten zu dem bestimmten Zweck erdacht, oder es waren solche Beispiele aus der französischen, englischen Geschichte gewählt worden. Sie erreichten, da sie übertrieben, den gestellten Zweck nicht und waren deshalb ungeeignet. Michaelis kam auf die Idee, in dem Büchlein nur wahre, wirklich erlebte Tatsachen unter Nennung des Namens zu bieten. Er besuchte die alten Soldatenfamilien, in denen altpreußische Traditionen gepflegt wurden, und er fand sie insbesondere in den Regimentern No. 1 von Kunheim und No. 25 von Möllendorff. Hier bestanden wirkliche Soldatenfamilien. Es dienten bei diesen Regimentern Großvater, Vater und Sohn, und diese Familien konnten ihren Stammbaum bis auf die Zeiten der Gründung des Regiments zurückführen. Da hatten Sohn und Vater den französischen Feldzug, Vater und Großvater den bayrischen Erbfolgekrieg, und den siebenjährigen Krieg mitgemacht, ja der Großvater wußte von seinem Vater zu erzählen, der bei Turin oder Malplaquet gekämpft hatte. Hier erfuhr Michaelis wirklich erlebte Geschichten, konnte sie mit Namen wiedergeben und so ihre Glaubwürdigkeit verbürgen. Das Lesebuch erregte, weil es von seinesgleichen abwich, die Aufmerksamkeit der Behörden und das Interesse des Königs, der durch Kabinettsorder vom 10. Juli 1798 befahl, die ganze Auflage aufzukaufen und die Bücher dann dem Feldpropst Kletschke zur Verteilung an die Regiments- und Bataillonsschulen überweisen. Das Kabinettsschreiben lautete;
„Seine Königliche Majestät von Preußen finden das von dem Schullehrer Johann Friedrich Michaelis zu Berlin unterm 7. d. M. eingereichte Lesebuch für Garnisonschulen ganz zweckmäßig und tragen ihm auf, davon 1200 Exemplare an den Fcldprobst Kletschke nach Potsdam abzusenden. Die Kosten für diese 1200 Exemplare aber demnächst allerhöchsten Orts anzuzeigen und deren Anweisung zu gewärtigen. Charlottenburg, den 10. Juli 1798.“
Die Handlungsweise des Königs erregte Aufsehen, und Michaelis Name war mit einem Male bekannt. Die Jahrbücher der preußischen Monarchie, die Denkwürdigkeiten der Mark und andere Zeitschriften, sowie die Tageszeitungen brachten den Wortlaut der Order und wiesen auf die erfolgreiche pädagogische Tätigkeit des Verfassers hin. So schreibt die Vossische Zeitung 1798 Nr. 84:
„Der Herr Verfasser dieser Schrift ist schon durch die mehreren schnell hinter einander gefolgten Auflagen der brandenburgpreußischen Regententafel, des Lesebuchs mit deutscher und ge-