Heft 
(1911) 19
Seite
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Zwei Berliner Schulmänner im achtzehnten Jahrhundert.

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Es erfolgte darauf eine Revision der Schule des Michaelis durch den Oberkonsistorialrat Propst Hanstein, die sehr günstig ausfiel. Der Präsident der kurmärkischen Kammer Sack richtete am 23. Juni 1809 an den Propst folgendes Schreiben:

Von Gottes Gnaden Friedrich Wilhem König von Preußen. Unsern gnädigen Gruß zuvor! Würdiger und hochgeehrter Rat! Lieber Getreuer. In den über die Visitationen der hiesigen Elementar­schulen bei unserem Oberkonsistorio eingegangenen Berichten ist des guten Zustandes darin Eurer Inspektion belegenen Parochial- sc-hulen des Johann Friedrich Michaelis, Dresdener Straße 24 und des Lindemann, Grünstraße 34 sehr vorteilhaft gedacht worden, und wir tragen Euch hiermit auf, dem ersteren das besondere Wohlge­fallen unsers Oberkonsistorinms über den guten Zustand seiner Schule und Uber seinen erfolgreichen Eifer, der Jugend nützlich zu sein, zu erkennen zugeben, und dem letzterem zu eröffnen, daß Unser Oberkonsistorium auf jenem Wege eine sehr gute Meinung von seiner Schule erhalten habe und ihn ermuntern lasse, in seinen Bemühungen fortzufahren.

Am 16. Juli 1809 wurde die unangenehme Sache endlich beigelegt.

In dem Schlußprotokoll heißt es:

Der Leutnant von Gloeden wird ernstlich verwiesen, daß er solche ungegründete Anzeige Höchsten Orts zu machen sich erdreistet hat und ihm aufgegeben, sich künftig dergleichen falschen, ver- läumderischen Anzeigen zu enthalten, den Michaelis nicht zu beun­ruhigen, widrigenfalls der von Gloeden als Denunziant zurUntersuchung gezogen und bestraft werden soll.

Die Tatsache, daß man ihn, den treuen Patrioten, als Verräter brandmarken wollte, schmerzte Michaelis tief, und wenn auch jeglicher Grund zu solchem Vorwurf fehlte, so ließ dieser doch einen Stachel in seiner Seele zurück.

Über die Eamilienverhältnisse des Michaelis ist wenig bekannt ge­worden. Er war seit dem Jahre 1803 verheiratet mit Friederike Bläher und hinterließ außer der Witwe eine Tochter von 3 Jahren.

Michaelis starb auf einer Reise nach Prenzlau am 8. Mai 1810.

In der Berliner Schulgeschichte nimmt Michaelis Name einen ehren­vollen Platz ein, und seine Verdienste um die Bildung des Lehrerstandes durch die Begründung eines Seminars werden unvergessen bleiben. Wie sie von seinen Kollegen und Schülern bewertet wurden, davon mögen die Nachrufe Zeugnis geben.