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Friedrich Wienecke.
Die Vossische Zeitung’ 58. Stück, Dienstag, den 15. Mai 1810, brachte folgenden Nachruf:
„Am 8. d. M. starb zu Prenzlau, wohin er zu einem Besuche gereist war, nach einem kurzen Krankenlager im 48. Jahre seines verdienstvollen Lebons der hiesige Parochialschullehrer und erste Vorsteher des Königlichen Seminars für Bürgerschulen, Herr Johann Friedrich Michaelis. Nur kurz war seine irdische Laufbahn; aber wenn man das Leben nicht nach Jahren sondern nach den Erfolgen einer kraftvollen und gemeinnützigen Tätigkeit wägt, so hat er gewiß lange gelebt. Schon als zwanzigjähriger Jüngling war er fähig, einer Schule mit Einsicht und Würde vorzustehen, und daher umfaßt sein segenvolles Wirken einen Zeitraum von beihnahe 28 Jahren. Er gehörte zu den ausgezeichnetsten Männern seines Standes; denn er vereinigte mit mannigfaltigen gründlichen Kenntnissen und den seltensten Lehrertalenten einen ganz unermüdlichen Eifer in seiner Sphäre, durch Unterricht, durch Bildung künftiger Lehrer und durch Schriften Gutes zu wirken.
Ein vorzügliches Denkmal seines Kuhmes ist das hiesige zu den merkwürdigsten Erscheinungen unserer Zeit gehörende Semiuar für Bürgerschulen, an dessen Stiftung er nicht nur den vornehmsten Anteil hatte, sondern dem er auch mit einer fast beispiellosen Tätigkeit alle Stunden, die ihm das krafterschöpfende Tagewerk eines Parochialschullehrers übrig ließ, freudig und ohne den geringsten Anspruch auf Belohnung widmete.
Gewiß werden alle, die jungen Männer, die er in demselben zu Lehrern gebildet hat, sein Andenken mit frommer Dankbarkeit bewahren, und so wird durch sie noch lange sein Geist wohltätig fortwirken.
Vossische Zeitung 59. Stück, Donnerstag, den 17. Mai 1810:
„Mit dem tiefsten Gefühl der Wehmut und mit einem Herzen voll unauslöschlicher Dankbarkeit zeigen wir allen ehemaligen Mitgliedern des Königlichen Seminars für Bürgerschulen an, daß der erste Vorsteher desselben und Parochialschullehrer, Herr Johann Friedrich Michaelis, am 8. d. M. uns und seinem ganzen gemeinnützigen Wirkungskreise durch den Tod entzogen worden ist. Wir und gewiß alle, die mit unsenn zu früh verewigten Lehrer iu gleicher Verbindung zu stehen das Glück hatten, werden seine Verdienste niemals vergessen, und der Entschluß, in seine Fußtapfen zu treten, sei das reine Opfer der Dankbarkeit und Liebe, womit wir fortdauernd sein Andenken ehren wollen.
Die Mitglieder des hiesigen Königlichen Seminars für Bürgerschulen.“